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ist, er seinen Kopf aufrecht hält, seine Schultern festrückt, die Ellenbogen nach außen dreht, häufig seine Fäuste ballt und seinen Mund schließt, während die Stellung eines hülflosen Menschen in jedem einzelnen dieser Details gerade das Umgekehrte ist. Ein Mensch nun im gewöhnlichen ruhigen Seelenzustande, der nichts thut und an nichts Besonderes denkt, läßt gewöhnlich seine beiden Arme schlaff an der Seite herabhängen, wobei die Hände etwas gebogen und die Finger nahe aneinander gehalten werden. Das plötzliche Erheben der Arme, entweder der ganzen Arme oder der Vorderarme, das flache Öffnen der Hände und das Auseinanderspreizen der Finger — oder auch das Geradehalten der Arme und das Ausstrecken derselben nach hinten mit gespreizten Fingern — sind daher Bewegungen, welche in vollkommenem Gegensatze zu der Haltung stehen, welche unter einem indifferenten Seelenzustande eingenommen wird; sie werden in Folge hiervon von einem erstaunten Menschen unbewußt ausgeführt. Häufig ist auch der Wunsch vorhanden, Überraschung in einer auffallenden Weise an den Tag zu legen, und die erwähnten Stellungen sind für diesen Zweck sehr passend. Man könnte fragen, warum nur Überraschung und einige wenige andere Seelenzustände durch Bewegungen sich darstellen, welche zu andern im Gegensatz stehen. Dies Princip wird aber bei denjenigen Seelenerregungen nicht in's Spiel gebracht, wie Schrecken, große Freude, Leiden oder Wuth, welche naturgemäß schon zu gewissen Handlungsweisen führen und gewisse Wirkungen auf den Körper ausüben: es sind hier nämlich alle Körpersysteme schon präoccupirt; auch werden diese Gemüthserregungen hierdurch bereits mit der größten Deutlichkeit ausgedrückt.

Es gibt noch eine andere kleine Geberde, welche für das Erstaunen ausdrucksvoll ist, für die ich aber keine Erklärung darbieten kann, nämlich das Legen der Hand an den Mund oder an irgend einen andern Theil des Kopfes. Dieselbe ist bei so vielen Menschenrassen beobachtet worden, daß sie irgend einen natürlichen Ursprung haben muß. Ein wilder Australier wurde in ein ganz mit officiellen Papieren erfülltes Zimmer gebracht; dies überraschte ihn in hohem Grade, er rief aus: cluck, cluck, cluck und brachte den Rücken der Hand gegen seine Lippen. Mrs. Barber sagt, daß die Kaffern und Fingos ihr Erstaunen durch einen ernsthaften Blick und dadurch ausdrücken, daß sie die rechte Hand auf den Mund legen, wobei sie das Wort mawo ausrufen, welches „wunderbar“ bedeutet. Die Buschmänner


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/282&oldid=- (Version vom 31.7.2018)