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erklärt wurde, dadurch vor, daß wir zuerst tief und voll einathmen, und demzufolge öffnen wir unsern Mund. Wenn keine Anstrengung folgt, wir aber noch immer erstaunt bleiben, so hören wir eine Zeit lang zu athmen auf oder athmen so ruhig wie möglich, damit jeder Laut deutlich gehört werden könne. Oder ferner, wenn unsere Aufmerksamkeit lange Zeit und gespannt absorbirt bleibt, so werden alle unsere Muskeln erschlafft und der Unterkiefer, welcher anfangs plötzlich geöffnet wurde, bleibt herabhängen. So treten mehrere Ursachen für eine und dieselbe Handlung zusammen, sobald Überraschung, Erstaunen oder verwunderndes Entsetzen empfunden wird.

Obschon wir nun in diesem Affecte allgemein den Mund öffnen, so werden doch häufig noch die Lippen ein wenig vorgestreckt. Diese Thatsache erinnert uns daran, daß dieselbe Bewegung, freilich in einem viel stärker ausgesprochenen Grade, vom Chimpanse und Orang ausgeführt wird, wenn sie in Erstaunen gerathen. Da eine starke Exspiration naturgemäß der tiefen Inspiration folgt, welche das erste Gefühl der aufschreckenden Überraschung begleitet, und da die Lippen häufig vorgestreckt werden, so können allem Anscheine nach hieraus die verschiedenen Laute erklärt werden, welche dann gewöhnlich ausgestoßen werden. Zuweilen wird aber nur eine Exspiration gehört; so rundet Laura Bridgman, wenn sie in Entsetzen geräth, ihre Lippen und streckt sie vor, öffnet dieselben und athmet stark.[1] Einer der gewöhnlichsten Laute ist ein tiefes „Oh“; und in Folge der von Helmholtz gegebenen Erklärung muß derselbe naturgemäß erfolgen, wenn der Mund mäßig geöffnet und die Lippen vorgestreckt werden. In einer ruhigen Nacht wurden vom „Beagle“ in einer kleinen Bucht an Tahiti einige Raketen abgebrannt, um die Eingebornen zu unterhalten; sowie jede Rakete ausgeschossen worden war, herrschte absolutes Stillschweigen, diesem folgte aber ausnahmslos ein tiefes stöhnendes „Oh“, was ringsum in der ganzen Bucht erklang. Mr. Washington Matthews sagt, daß die nord-americanischen Indianer das Erstaunen durch ein Stöhnen ausdrücken; der Angabe Mr. Winwood Reade's zufolge strecken die Neger an der Westküste von Africa ihre Lippen vor und gehen einen Laut von sich wie heigh, heigh. Wenn der Mund nicht sehr geöffnet wird, während die Lippen beträchtlich vorgestreckt


  1. Lieber, On the Vocal Sounds of Laura Bridgmann, Smithsonian Contributions, Vol. II. 1851, p. 7.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/279&oldid=- (Version vom 31.7.2018)