der Kopf und der Körper aufrecht getragen und der Mund fest geschlossen. Diese letztere Thätigkeit, die für die Entschiedenheit ausdrucksvoll ist, ist, wie ich vermuthe, eine Folge davon, daß der stolze Mensch vollständiges Selbstvertrauen in sich fühlt. Der ganze Ausdruck des Stolzes steht in directem Gegensatze zu dem der Demuth, so daß hier von dem letzteren Seelenzustande nichts weiter gesagt zu werden braucht.
Hülflosigkeit; Unfähigkeit: Zucken mit den Schultern. — Wenn Jemand auszudrücken wünscht, daß er etwas nicht thun, oder daß er nicht verhindern kann, daß etwas geschehe, so erhebt er oft mit einer schnellen Bewegung beide Schultern. Wenn die ganze Geberde vollkommen ausgeführt wird, so biegt er zu derselben Zeit seine Ellenbogen dicht nach innen, erhebt seine offenen Hände und dreht dieselben nach auswärts mit auseinander gespreizten Fingern. Häufig wird der Kopf etwas nach einer Seite gewendet, die Augenbrauen werden erhoben, was dann wieder Falten quer über die Stirn verursacht. Meistens wird dabei der Mund geöffnet. Ich will hierbei noch erwähnen, um zu zeigen, wie unbewußt die Gesichtszüge hier beeinflußt werden, daß, obschon ich häufig absichtlich mit meinen Schultern gezuckt hatte, um zu beobachten, wie sich meine Arme stellen würden, ich doch durchaus mir dessen nicht bewußt wurde, daß meine Augenbrauen gehoben und mein Mund geöffnet wurde, bis ich mich selbst im Spiegel betrachtete; und seit der Zeit habe ich dann dieselben Bewegungen auch auf den Gesichtern anderer Leute bemerkt. In den beistehenden Figuren 3 und 4 auf Tafel VI. hat Mr. Rejlander mit vielem Erfolg die Geberde des Zuckens mit den Schultern dargestellt.
Engländer sind im Ganzen viel weniger demonstrativ als die Menschen der meisten andern europäischen Nationen es sind, und sie zucken mit ihren Schultern viel weniger häufig und energisch als es Franzosen und Italiener thun. Die Geberde äußert sich in allen möglichen Graden von der complicirten eben beschriebenen Bewegung bis zu einem momentanen und kaum bemerkbaren Erheben beider Schultern, oder wie ich es bei einer in einem Lehnstuhle sitzenden Dame beobachtet habe, bis zu dem bloßen unbedeutenden Seitwärtswenden der offenen Hände mit ausgespreizten Fingern. Ich habe niemals gesehen, daß ganz kleine englische Kinder ihre Schultern
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/258&oldid=- (Version vom 31.7.2018)