ich dir eine Lüge sage, so spei’ mir in’s Gesicht.“ [Heinrich IV., I. Theil, Act II., Scene IV.] Leichhardt bemerkt, daß die Australier „ihre Rede durch Spucken oder durch Ausstoßen eines Geräusches wie puh, puh! unterbrechen, allem Anscheine nach als Ausdruck ihres Abscheus.“ Capitain Burton spricht von gewissen Negern als vor „Abscheu auf die Erde spuckend“.[1] Capitain Speedy theilt mir mit, daß dies auch bei den Abyssiniern der Brauch ist. Mr. Geach sagt, daß bei den Malayen von Malacca der Ausdruck des Abscheus „dem Spucken aus dem Munde entspricht,“ und bei den Feuerländern ist nach der Angabe des Mr. Bridges „das Anspucken Jemandes das höchste Zeichen der Verachtung.“
Ich habe niemals Abscheu deutlicher ausgedrückt gesehen, als auf dem Gesichte eines meiner Kinder im Alter von fünf Monaten, als es zum ersten Male etwas kaltes Wasser, und dann noch einmal einen Monat später, als es ein Stück einer reifen Kirsche in den Mund gesteckt bekam. Es zeigte sich dies dadurch, daß die Lippen und der ganze Mund eine Form annahmen, welche dem Inhalte gestattete, schnell herauszulaufen oder zu fallen. Gleichzeitig wurde die Zunge vorgestreckt. Diese Bewegungen waren von einem geringen Schauder begleitet. Es war um so komischer, als ich zweifle, ob das Kind wirklich Abscheu oder Widerwillen fühlte. Die Augen und die Stirn drückten großes Erstaunen und Erwägung aus. Das Vorstrecken der Zunge, um einen widrigen Gegenstand aus dem Munde fallen zu lassen, dürfte es erklären, woher es kommt, daß das Ausstrecken der Zunge allgemein als ein Zeichen der Verachtung oder des Hasses dient.[2]
Wir haben nun gesehen, daß Hohn, Geringschätzung, Verachtung und Abscheu auf viele verschiedenartige Weise ausgedrückt werden, durch Bewegung des Gesichts und durch verschiedene Geberden, und daß diese über die ganze Erde dieselben sind. Sie bestehen alle aus Handlungen, welche das Zurückweisen oder Ausstoßen irgend eines wirklichen Gegenstandes ausdrücken, den wir nicht gern haben oder verabscheuen, welcher aber keine anderen starken Gemüthserregungen einer gewissen Art, wie Wuth oder Schrecken, in uns erregt; durch die Gewalt der Gewohnheit und der Association werden dann ähnliche
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/255&oldid=- (Version vom 31.7.2018)