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ein längeres Bekanntsein mit der Ursache des Widerwärtigen und durch willkürliches Bekämpfen verloren. So wollte ich z. B. das Skelet eines Vogels reinigen, welches nicht hinreichend macerirt war; der Geruch davon brachte meinem Diener und mir selbst (wir hatten Beide nicht viel Erfahrung in derartigen Arbeiten) so heftige Würganfälle herbei, daß wir gezwungen waren, es aufzugeben. Während der vorausgehenden Tage hatte ich einige andere Skelete untersucht, welche unbedeutend rochen und doch afficirte mich der Geruch nicht im Allergeringsten. Dagegen brachten mich diese selben Skelete später für mehrere Tage, sobald ich dieselben in die Hände nahm, zum Würgen.

Aus den Antworten, welche ich von meinen Correspondenten erhalten habe, geht hervor, daß die verschiedenen Bewegungen, welche jetzt als Verachtung und Abscheu ausdrückend beschrieben worden sind, durch einen großen Theil der Welt hindurch vorkommen. So antwortet mir z. B. Dr. Rothrock mit einer entschiedenen Bejahung in Bezug auf gewisse wilde Indianerstämme von Nord-America. Crantz sagt, daß wenn ein Grönländer irgend etwas mit Verachtung oder Entsetzen verneint, er seine Nase aufwirft und einen leisen Laut durch sie ausstößt.[1] Mr. Scott hat mir eine graphische Beschreibung des Gesichts eines jungen Hindus beim Anblicke von Ricinusöl geschickt, welches derselbe gelegentlich zu nehmen gezwungen war. Auch hat Mr. Scott denselben Ausdruck auf dem Gesichte Eingeborener höherer Kasten gesehen, welche sich gewissen verunreinigenden Gegenständen zu sehr genähert hatten. Mr. Bridges sagt, daß „die Feuerländer Verachtung durch Vorstrecken der Lippen und Zischen durch dieselben und durch Aufwerfen der Nase ausdrücken.“ Die Neigung, entweder durch die Nase zu schnüffeln oder einen Laut, der sich durch „uch“ oder „ach“ ausdrücken läßt, auszustoßen, wird von mehreren meiner Correspondenten bemerkt.

Ausspucken scheint beinahe ein ganz allgemeiner Ausdruck der Verachtung oder des Abscheues zu sein und offenbar stellt das Spucken das Ausstoßen von irgend etwas Widerwärtigem aus dem Munde dar. Shakespeare läßt den Herzog von Norfolk sagen: „Ich spei’ ihn an, Nenn ihn verläumderische Memm’ und Schurke.“ [Richard II., Act I., Scene I.]; so ferner Falstaff: „Ich will dir was sagen, Heinz, — wenn


  1. Citirt von Tylor, Primitive Culture, Vol. I, 1871, p. 169.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)