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die Bewegung kann in ein bloßes Falten der Nase abgekürzt sein. Die Nase ist häufig unbedeutend zusammengezogen, so daß der Gang zum Theil geschlossen wird,[1] und dies ist häufig von einem unbedeutenden Schnaufen oder einer Exspiration begleitet. Alle diese Thätigkeiten sind dieselben wie diejenigen, welche wir anwenden, wenn wir einen widrigen Geruch wahrnehmen, welchen wir von uns abzuhalten oder auszutreiben suchen. In äußersten Fällen strecken wir, wie Dr. Piderit bemerkt,[2] beide Lippen vor und erheben sie oder auch nur die Oberlippe allein, gewissermaßen um die Nasenlöcher wie mit einer Klappe zu schließen, wobei natürlich die Nase nach oben gewendet wird. Wir scheinen hierdurch der verachteten Person sagen zu wollen, daß sie widerwärtig riecht,[3] in nahe derselben Art und Weise, wie wir ihr durch unsere halbgeschlossenen Augenlider oder durch das Wegwenden unseres Gesichts ausdrücken, daß sie nicht werth ist, angesehen zu werden. Man darf indessen nicht etwa annehmen, daß derartige Ideen wirklich durch die Seele ziehen, wenn wir unsere Verachtung ausdrücken. Da wir aber, so oft wir nur einen unangenehmen Geruch oder einen unangenehmen Anblick wahrgenommen haben, Bewegungen dieser Art ausgeführt haben, so sind sie gewohnheitsgemäß oder fixirt worden und werden nun unter jedem analogen Seelenzustande angewendet.

Verschiedene merkwürdige kleine Geberden deuten gleicherweise Verachtung an, z. B. mit den Fingern „ein Schnippchen schlagen.“


  1. Dr. W. Ogle weist in einem interessanten Aufsatze über den Geruchssinn (Medico-chirurgical Transactions, Vol. LIII, p. 268) darauf hin, daß wir, wenn wir etwas sorgfältig riechen wollen, statt eine tiefe Inspiration durch die Nase zu machen, die Luft durch eine Reihe kurzer schneller schnüffelnder Bewegungen einziehen. Wenn „die Nasenlöcher während dieses Processes beobachtet werden, so wird man sehen, daß sie sich, weit davon entfernt erweitert zu werden, bei jedem Schnüffeln factisch zusammenziehen. Die Zusammenziehung umfaßt nicht die ganze vordere Öffnung, sondern nur den hintern Theil.“ Er erklärt dann die Ursache dieser Bewegung. Wenn wir auf der andern Seite irgend einen Geruch auszuschließen wünschen, so betrifft, wie ich vermuthe, die Zusammenziehung nur den vordern Theil der Nasenlöcher.
  2. „Mimik und Physiognomik“, 1867, S. 84, 93. Gratiolet (a. a. O. p. 155) hat nahezu dieselbe Ansicht wie Dr. Piderit in Betreff des Ausdrucks der Verachtung und des Abscheus.
  3. Hohn setzt eine starke Form von Verachtung voraus; und eine der Wurzeln des englischen Wortes „scorn“ bedeutet nach Mr. Wegdwood (Dictionary of English Etymology, Vol. III, p. 125) Koth oder Schmutz. Eine Person, welche verhöhnt wird, wird wie Schmutz behandelt.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/250&oldid=- (Version vom 31.7.2018)