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daß ihre Beschreibungen nicht zuverlässig sind. Wir werden aber sofort sehen, daß es sehr natürlich ist, daß die Empfindungen, welche wir hier zu betrachten haben, auf viele verschiedenartige Weise ausgedrückt werden, insofern verschiedene gewohnheitsgemäße Handlungen gleichmäßig gut, durch das Princip der Association nämlich, zum Ausdrucke derselben dienen.

Spott und Geringschätzung können ebenso wie Hohn und herausfordernder Trotz durch ein unbedeutendes Entblößen des Eckzahns auf einer Seite des Gesichts dargestellt werden, und diese Bewegung scheint allmählich in eine andere überzugehen, die einem Lächeln außerordentlich ähnlich ist. Oder das Lächeln oder das Lachen kann ein wirkliches sein, wenn auch ein höhnisches, und dies setzt voraus, daß der Beleidiger so bedeutungslos ist, daß er nur Erheiterung erregt; die Erheiterung ist aber meist nur eine vorgebliche. Gaika bemerkt in seinen Antworten auf meine Fragen, daß von seinen Landsleuten, den Kaffern, Verachtung gewöhnlich durch ein Lächeln gezeigt wird; und der Rajah Brooke macht dieselbe Bemerkung in Bezug auf die Dyaks von Borneo. Da das Lachen ursprünglich der Ausdruck einfacher Freude ist, so lachen, wie ich glaube, kleine Kinder niemals aus Hohn.

Das theilweise Schließen der Augenlider, wie Duchenne hervorhebt,[1] oder das Wegwenden der Augen oder auch des ganzen Körpers sind gleichfalls äußerst ausdrucksvoll für Geringschätzung. Diese Handlungen scheinen erklären zu sollen, daß die verachtete Person nicht werth ist, angesehen zu werden oder unangenehm anzusehen ist. Die beistehende Photographie (Tafel V, Fig. 1) von Mr. Rejlander zeigt diese Form der Geringschätzung. Sie stellt eine junge Dame dar, von der man sich vorstellen kann, daß sie die Photographie eines verachteten Liebhabers zerreißt.

Tab. V

Die gewöhnlichste Methode, Verachtung auszudrücken, ist die durch gewisse Bewegungen um die Nase und um den Mund. Aber die letzteren Bewegungen zeigen, wenn sie scharf ausgesprochen sind, Abscheu an. Die Nase kann leicht in die Höhe gewendet sein, was allem Anscheine nach Folge des Aufwerfens der Oberlippe ist, oder


  1. Physionomie Humaine, Album, Légende VIII, p. 35. Gratiolet spricht auch (De la Physionomie, 1865, p. 52) von dem Wegwenden der Augen und des Kopfes.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/249&oldid=- (Version vom 31.7.2018)