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14. Wenn Kinder mürrisch oder eigensinnig sind, lassen sie dann den Mund hängen oder strecken sie die Lippen vor?

15. Kann Schuld, oder Schlauheit, oder Eifersucht im Ausdrucke erkannt werden? Ich weiß indessen nicht, wie diese Ausdrucksformen scharf zu bestimmen sind.

16. Wird bei der Bejahung der Kopf in senkrechter Richtung genickt und bei der Verneinung nach den Seiten geschüttelt?

Beobachtungen an Eingebornen, welche nur wenig Communication mit Europäern gehabt haben, würden natürlich die werthvollsten sein, obschon solche überhaupt an Eingebornen angestellt von großem Interesse für mich sein würden. Allgemeine Bemerkungen über den Ausdruck sind von verhältnismäßig geringem Werthe; und das Gedächtnis ist so trügerisch, daß ich ernstlich bitte, ihm nicht zu trauen. Eine bestimmt abgefaßte Beschreibung des Ausdrucks unter irgend einer Seelenerregung oder einem bestimmten Zustande des Geistes, mit einer Angabe der Umstände, unter welchen jene eintraten, würden großen Werth für mich haben.

Auf diese Fragen habe ich sechsunddreißig Antworten von verschiedenen Beobachtern erhalten, mehrere derselben von Missionären oder Beschützern der eingebornen Bevölkerung, denen allen ich für die große Mühe, welche sie sich gegeben haben, und für die werthvolle Hülfe, die ich dadurch erhalten habe, auf's Tiefste verbunden bin. Ich will ihre Namen u. s. w. am Ende des vorliegenden Abschnittes einzeln aufzählen, um nicht die Reihe meiner Bemerkungen hier zu unterbrechen. Die Antworten beziehen sich auf mehrere der verschiedensten und wildesten Rassen des Menschen. In vielen Fällen sind die Umstände erzählt worden, unter denen eine jede der Ausdrucksformen beobachtet worden ist, und die Ausdrucksform selbst ist beschrieben. In derartigen Fällen kann den Antworten ein großes Vertrauen geschenkt werden. Bestanden die Antworten einfach in Ja oder Nein, dann habe ich sie immer mit Vorsicht aufgenommen. Aus der mir hierdurch gewordenen Belehrung folgt, daß ein und derselbe Zustand der Seele durch die ganze Welt mit merkwürdiger Gleichförmigkeit ausgedrückt wird; und diese Thatsache ist als ein Beweis für die große Ähnlichkeit aller Menschenrassen im Baue des Körpers und in den geistigen Anlagen schon an sich interessant.

Sechstens und letztens habe ich so sorgfältig als ich nur konnte dem Ausdrucke mehrerer Leidenschaften bei einigen der gewöhnlichen Hausthiere Aufmerksamkeit gewidmet; und dies ist, wie ich glaube, von äußerster Bedeutung, natürlich nicht, um zu entscheiden, in wie weit beim Menschen gewisse Ausdrucksformen für bestimmte Seelenzustände characteristisch sind, sondern deshalb, weil es die sicherste


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)