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als irgend ein anderer Schriftsteller erörtert hat,[1] dürfte aber diese Spannung der Augen in hohem Grade dem Umstande zugeschrieben werden, daß die Augäpfel mit Blut und andern Flüssigkeiten in Folge der Beschleunigung des Kreislaufs, die von der Erregung der Freude abhängt, erfüllt werden. Er weist auf den Contrast in dem Erscheinen der Augen bei einem hektischen Patienten mit rapider Circulation und den Augen eines an Cholera leidenden Menschen hin, bei dem beinahe alle Flüssigkeit des Körpers entfernt worden ist. Jede Ursache, welche die Circulation herabsetzt, macht die Augen stumpfer. Ich erinnere mich, einen Mann gesehen zu haben, der durch langdauernde und schwere Anstrengung während eines sehr heißen Tages im äußersten Grade ermattet war. Jemand, der dabei stand, verglich seine Augen mit denen eines gekochten Kabeljaus.

Doch kehren wir zu den Lauten zurück, welche während des Lachens hervorgebracht werden. Wir können in einer unbestimmten Art und Weise einsehen, wie es kommt, daß das Ausstoßen von Lauten irgend welcher Art naturgemäß mit einem vergnüglichen Seelenzustande associirt wird; denn durch einen großen Theil des Thierreichs hindurch werden vocale oder instrumentale Laute entweder als ein Ruf oder als Reizmittel für das eine Geschlecht vom andern angewendet. Es werden solche auch als Ausdrucksmittel gebraucht beim fröhlichen Zusammenkommen der Eltern mit den Jungen und der aneinander hängenden Glieder einer und derselben socialen Gemeinschaft. Warum aber die Laute, welche der Mensch ausstößt, wenn er vergnügt ist, den eigenthümlichen wiederholten Character des Lachens haben, wissen wir nicht. Nichtsdestoweniger können wir einsehen, daß sie naturgemäß so verschieden wie möglich von dem Aufschreien oder dem Weinen im Unglück sein werden; und wie bei dem Hervorbringen des letzteren die Exspirationen verlängert und zusammenhängend sind, während die Inspirationen kurz und unterbrochen sind, so könnte man vielleicht bei den Lauten, welche vor Freude ausgestoßen werden, erwarten, daß die Exspirationen kurz und unterbrochen sind, während die Inspirationen verlängert sind; und so ist es auch der Fall.

Es ist ein gleicherweise dunkler Punkt, warum die Mundwinkel zurückgezogen und die Oberlippe während des gewöhnlichen Lachens


  1. Mimik und Physiognomik, 1867, S. 63—67.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/200&oldid=- (Version vom 31.7.2018)