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Gedankenzug hineinbricht — ein starkes Element des Lächerlichen darzubieten.

Der Laut des Lachens wird dadurch hervorgerufen, daß einer tiefen Inspiration kurze, unterbrochene, krampfhafte Zusammenziehungen des Brustkastens und besonders des Zwerchfells folgen.[1] Wir hören daher, daß man sich „beim Lachen beide Seiten hält“. In Folge des Erschütterns des Körpers nickt der Kopf bald da, bald dorthin. Häufig zittert die Unterkinnlade auf und nieder, wie es auch bei einigen Arten von Pavianen der Fall ist, wenn sie viel Vergnügen empfinden.

Tab. III

Während des Lachens wird der Mund mehr oder weniger weit geöffnet, die Mundwinkel stark nach hinten ebenso wie ein wenig nach oben, und die Oberlippe etwas in die Höhe gezogen. Das Zurückziehen der Mundwinkel sieht man am besten bei dem mäßigen Lachen und besonders in einem breiten Lächeln — die letztere Bezeichnung bezieht sich darauf, daß der Mund weit geöffnet wird. In beistehenden Figuren 1—3 der Tafel III. sind verschiedene Grade mäßigen Lachens und des Lächelns photographirt worden. Die Abbildung des kleinen Mädchens mit dem Hute rührt von Dr. Wallich her, und der Ausdruck war ein ächter; die andern beiden sind von Mr. Rejlander. Dr. Duchenne betont wiederholt,[2] daß unter der Erregung der Freude der Mund ausschließlich durch die großen Jochbeinmuskeln, welche dazu dienen, die Mundwinkel rück- und aufwärts zu ziehen, beeinflußt wird; aber nach der Art und Weise zu urtheilen, in welcher die obern Zähne immer während des Lachens und des breiten Lächelns exponirt werden, ebenso wie nach meinen eignen Empfindungen kann ich nicht daran zweifeln, daß einige der zur Oberlippe laufenden Muskeln gleichfalls in mäßige Thätigkeit versetzt werden. Die untern und obern Kreismuskeln des Auges werden zu derselben Zeit mehr oder weniger contrahirt, und es besteht, wie in dem Capitel über das Weinen erklärt worden ist, ein inniger Zusammenhang zwischen den kreisförmigen, besonders den untern, und einigen der zur Oberlippe laufenden Muskeln. Henle bemerkt hierüber,[3] daß wenn ein Mensch


  1. Sir Ch. Bell (Anat. of Expression, p. 147) macht einige Bemerkungen über die Bewegungen des Zwerchfelles während des Lachens.
  2. Mécanisme de la Physionomie Humaine. Album, Légende VI.
  3. Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen. 1858, Bd. 1. S. 144. s. den Holzschnitt, Fig. 2 H auf S. 22.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)