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mitgetheilt wurde. Bei andern Gelegenheiten hat man gesehen, wie sie vor Freude auf den Boden stampfte.[1]

Auch blödsinnige und geistesschwache Personen bieten einen guten Beweis dafür dar, daß Lachen oder Lächeln ursprünglich reines Glück oder bloße Freude ausdrückte. Dr. Crichton Browne, dem ich wie bei so vielen andern Gelegenheiten auch hier für die Resultate seiner großen Erfahrung verbunden bin, theilt mir mit, daß bei Idioten das Lachen die vorherrschendste und häufigste aller gemüthlichen Ausdrucksformen ist. Viele Blödsinnige sind mürrisch, leidenschaftlich, unruhig, in einem schmerzlichen Seelenzustande oder im äußersten Grade stumpf, und diese lachen niemals. Andere lachen häufig in einer vollständig sinnlosen Art und Weise. So beklagte sich ein blödsinniger Knabe, der nicht fähig war zu sprechen, bei Dr. Browne mit Hülfe von Zeichen, daß ein anderer Knabe in der Anstalt ihm eine Ohrfeige gegeben habe, und dies wurde „von Ausbrüchen von Gelächter begleitet, sein Gesicht war dabei mit dem hellsten Lächeln überdeckt“. Es gibt noch eine andere große Classe von Blödsinnigen, welche beständig freudig erregt und mild sind und fortwährend lachen oder lächeln.[2] Ihr Ausdruck bietet häufig ein stereotypes Lächeln dar; sobald Nahrung vor sie hingestellt wird, oder wenn sie geliebkost werden, oder wenn man ihnen helle Farben zeigt, oder wenn sie Musik hören, vermehrt sich ihre Freudigkeit und dann grinsen, kichern und lachen sie. Einige von ihnen lachen mehr als gewöhnlich, wenn sie umhergehen oder irgend eine Muskelanstrengung versuchen. Die freudige Erregtheit der meisten dieser Blödsinnigen kann unmöglich, wie Dr. Browne bemerkt, mit irgend einer bestimmten Idee associirt sein. Sie empfinden einfach Vergnügen und drücken dies durch Lachen oder Lächeln aus. Bei im Ganzen hochgradig geistesschwachen Personen scheint persönliche Eitelkeit die häufigste Ursache des Lachens zu sein und nächst dieser das Vergnügen, was sie bei der zustimmenden Anerkennung dieses Betragens empfinden.

Bei erwachsenen Personen wird das Lachen durch Ursachen erregt, welche von denen beträchtlich verschieden sind, welche während der Kindheit hinreichen. Diese Bemerkung ist aber kaum auf das Lächeln anwendbar. Das Lachen ist in dieser Beziehung dem Weinen


  1. F. Lieber, über die Stimmlaute der Laura Bridgman, in: Smithsonian Contributions, Vol. II. 1851, p. 6.
  2. s. auch Mr. Marshall, in: Philosoph. Transactions. 1864, p 526.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/191&oldid=- (Version vom 31.7.2018)