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Achtes Capitel.
Freude, Ausgelassenheit, Liebe, zärtliche Gefühle, fromme Ergebung und Andacht.
Das Lachen ursprünglich der Ausdruck der Freude. — Lächerliche Ideen. — Bewegungen des Gesichts während des Lachens. — Natur des dabei hervorgebrachten Lautes. — Die Absonderung von Thränen während hellen Gelächters. — Abstufung vom lauten Lachen zum leichten Lächeln. — Ausgelassenheit. — Der Ausdruck der Liebe. — Zarte Gefühle. — Andacht.

Wenn die Freude intensiv ist, so führt sie zu verschiedenen zwecklosen Bewegungen, zum Herumtanzen, in die Hände-Schlagen, Stampfen etc. und zu lautem Lachen. Das Lachen scheint ursprünglich der Ausdruck bloßer Freude oder reinen Glücks zu sein. Wir sehen dies deutlich bei Kindern, wenn sie spielen und dabei beinahe unaufhörlich lachen. Wenn junge Leute, die schon aus der Kindheit heraus sind, recht ausgelassen sind, so hört man von ihnen immer viel sinnloses Lachen. Das Lachen der Götter wird von Homer beschrieben als „der Ausbruch ihrer himmlischen Freude nach ihren täglichen Banketten“. Ein Mensch lächelt — und wie wir sehen werden, geht Lächeln allmählich in Lachen über — wenn er einem alten Freunde auf der Straße begegnet, ebenso wie bei jedem unbedeutenden Vergnügen: so wenn er ein schönes Parfüm riecht.[1] Laura Bridgman konnte wegen ihrer Blindheit und Taubheit keinen Ausdruck durch Nachahmung irgendwie erlernt haben, und doch „lachte sie und schlug mit den Händen zusammen, und die Farbe auf ihren Wangen erhöhte sich“, wenn ein Brief von einem geliebten Freunde ihr durch Geberdensprache


  1. Herbert Spencer, Essays Scientific etc. 1858, p. 360.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)