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Mr. Bartlett und ich selbst, während sie laut schrieen, sorgfältig beobachtet. Sie schienen diese Muskeln zusammenzuziehen. Sie bewegten sich aber so schnell in ihren Käfigen herum, daß es schwer war, sie mit Sicherheit zu beobachten. Soviel ich im Stande gewesen bin, zu ermitteln, zieht kein anderer Affe seine Kreismuskeln beim Schreien zusammen.

Man weiß, daß der indische Elephant zuweilen weint. Sir E. Tennent sagt, wo er diejenigen beschreibt, die er in Ceylon gefangen und gebunden gesehen hat: einige „lagen bewegungslos auf der Erde mit keinen andern Zeichen von Leiden als den Thränen, welche ihre Augen füllten und beständig herabflossen.“ Wo er von einem andern Elephanten spricht, sagt er: „als er überwältigt und festgemacht worden war, war sein Kummer äußerst ergreifend. Seine Heftigkeit wich der größten Niedergeschlagenheit. Er lag auf der Erde, stieß durchdringendes Geschrei aus, während ihm Thränen seine Backen herab träufelten.“[1] Der Wärter der indischen Elephanten im zoologischen Garten behauptet positiv, daß er mehrmals Thränen das Gesicht eines alten Weibchens herabrollen gesehen habe, als es über die Entfernung eines Jungen unglücklich war. Ich war daher im äußersten Grade begierig, zu ermitteln (um nämlich die Gültigkeit jener regelmäßigen Beziehung zwischen der Zusammenziehung


  1. ‚Ceylon', 3. edit. Vol. II. 1859, p. 364, 376. Ich habe mich wegen weiterer Aufschlüsse über das Weinen des Elephanten an Mr. Thwaites in Ceylon gewendet und in Folge dessen einen Brief von Mr. Glennie erhalten, welcher mit noch Andern freundlichst eine Heerde frisch eingefangener Elephanten beobachtete. Diese schrieen, wenn sie gereizt wurden, heftig; es ist aber merkwürdig, daß sie bei diesem Schreien niemals die Muskeln rund um das Auge zusammenzogen. Auch vergossen sie keine Thränen, wie auch die eingebornen Jäger behaupteten, niemals Elephanten weinen gesehen zu haben. Nichtsdestoweniger scheint es mir doch unmöglich zu sein, Sir E. Tennent's bestimmte Detailangaben über ihr Weinen zu bezweifeln, da dieselben auch noch von der positiven Behauptung des Wärters im zoologischen Garten unterstützt werden. Sicher ist, daß die beiden Elephanten im Garten, als sie laut zu trompeten anfiengen, ihre ringförmigen Muskeln zusammenzogen. Ich kann diese einander widersprechenden Angaben nur dadurch mit einander versöhnen, daß ich annehme, die frisch eingefangenen Elephanten in Ceylon wünschten, weil sie erschreckt oder wüthend waren, ihre Verfolger zu beobachten und zogen folglich ihre Augenringmuskeln nicht zusammen, damit ihr Sehen nicht gehindert werde. Diejenigen, welche Sir E. Tennent weinen gesehen hat, waren völlig niedergeschlagen und hatten den Widerstand in Verzweiflung aufgegeben. Die Elephanten, welche im zoologischen Garten auf das Commandowort trompeteten, waren natürlich weder beunruhigt, noch in Wuth gerathen.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)