einen Fall von Exophthalmos als Folge eines Keuchhustens beschrieben, welcher seiner Meinung nach von der Zerreißung der tieferliegenden Gefäße abhieng; und auch andere analoge Fälle sind beschrieben worden. Aber schon das bloße Gefühl des Unbehaglichen würde wahrscheinlich hinreichen, zu der associirten Gewohnheit, den Augapfel durch Zusammenziehung der umgebenden Muskeln zu schützen, hinzuführen. Selbst die Erwartung oder die Möglichkeit einer Schädigung würde wahrscheinlich hierzu genügen, in derselben Weise wie ein zu nahe vor dem Auge hin- und herbewegter Gegenstand ein unwillkürliches Blinken mit dem Augenlide veranlaßt. Wir können daher aus Sir Ch. Bell's Beobachtungen und besonders aus den noch sorgfältigern Untersuchungen des Prof. Donders sicher folgern, daß das feste Schließen der Augenlider während des Schreiens der Kinder eine Handlung von tiefer Bedeutung und von wirklichem Nutzen ist.
Wir haben bereits gesehen, daß die Zusammenziehung der Kreismuskeln das Aufwärtsziehen der Oberlippe herbeiführt und folglich, wenn der Mund nicht weit offen gehalten wird, das Herabziehen der Mundwinkel durch die Zusammenziehung der niederdrückenden Muskeln. Auch die Bildung der Nasenlippenfalte auf dem Backen tritt in Folge des Aufwärtsziehens der Oberlippe ein. So sind die sämmtlichen hauptsächlichen ausdrucksvollen Bewegungen des Gesichts während des Weinens offenbar das Resultat einer Zusammenziehung der Muskeln rings um das Auge. Wir werden auch finden, daß das Vergießen der Thränen von der Zusammenziehung dieser selben Muskeln abhängt oder mindestens in irgend welcher Verbindung mit derselben steht.
In einigen der vorstehend angeführten Fälle und besonders beim Niesen und Husten ist es möglich, daß die Zusammenziehung der Kreismuskeln noch außerdem dazu dienen dürfte, das Auge vor einem zu heftigen Stoßen oder Erzittern zu schützen. Ich vermuthe dies deshalb, weil Hunde und Katzen, wenn sie harte Knochen zerbeißen, immer ihre Augenlider schließen und dies wenigstens zuweilen beim Niesen thun. Doch thun es Hunde nicht, wenn sie laut bellen. Mr. Sutton beobachtete für mich sorgfältig einen jungen Orang und Chimpansen und fand, daß beide immer ihre Augen beim Niesen und Husten, alter nicht beim heftigen Schreien schlossen. Ich gab einem Affen der neuweltlichen Abtheilung, nämlich einem Cebus, eine kleine Prise Schnupftabak; und als er nieste, schloß er seine Augen. Als
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)