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Zusammendrücken der in den Lungen enthaltenen Luft in heftige Thätigkeit versetzt werden, nicht zu der Zusammenziehung der Muskeln rings um das Auge. Ich habe meine Söhne beobachtet, wenn sie bei Turnübungen große Kraft aufwandten, so wenn sie wiederholt ihren nur an den Armen hängenden Körper emporzogen und schwere Gewichte vom Boden aufhoben. Aber es trat hier kaum eine Spur einer Zusammenziehung an den Muskeln rund um das Auge ein.

Da die Zusammenziehung dieser Muskeln zum Schutze der Augen während heftiger Exspirationen, wie wir später sehen werden, indirect ein Fundamentalzug bei mehreren unserer bedeutungsvollsten Ausdrucksformen ist, so war ich außerordentlich begierig, zu ermitteln, in wie weit Sir Ch. Bell's Ansicht bestätigt werden konnte. Prof. Donders in Utrecht,[1] bekannt als eine der höchsten Autoritäten in Europa über das Sehen und den Bau des Auges, hat mit größter Freundlichkeit diese Untersuchung für mich mit Hülfe der vielen ingeniösen Apparate der modernen Wissenschaft unternommen und die Resultate publicirt.[2] Er weist nach, daß während heftiger Exspirationen die äußeren, die in und die hinter dem Augapfel gelegenen Gefäße sämmtlich in zweierlei Weise afficirt werden, nämlich durch den vermehrten Druck des Blutes in den Arterien und dadurch, daß der Rücklauf des Blutes durch die Venen gehindert wird. Es ist daher sicher, daß sowohl die Arterien als die Venen des Auges während heftiger Exspirationen mehr oder weniger ausgedehnt werden. Die detaillirten Beweise sind in Prof. Donders' Abhandlung nachzusehen. Die Wirkungen auf die Venen des Kopfes sehen wir in ihrem Hervorragen und an der purpurnen Farbe des Gesichts eines Menschen, welcher häufig hustet, weil er halb erstickt ist. Ich will noch nach derselben Autorität erwähnen, daß das ganze Auge entschieden während


  1. Ich bin Mr. Bowman sehr dafür verbunden, daß er mich mit Prof. Donders bekannt gemacht hat und daß er diesen großen Physiologen hat dazu bestimmen helfen, die Untersuchung des vorliegenden Gegenstandes vorzunehmen. Auch bin ich Mr. Bowman dafür großen Dank schuldig, daß er selbst mir mit der größten Freundlichkeit Aufschluß über viele Punkte gegeben hat.
  2. Diese Abhandlung erschien zuerst in dem „Nederlandsch Archief voor Genees- en Natuurkunde“. Deel. 5. 1870. Sie ist von Dr. W. D. Moore in's Englische übersetzt worden unter dem Titel: „On the Action of the Eyelids in determination of Blood from expiratory effort“, in: Archives of Medicine, edited by Dr. L. S. Beale, Vol. V. 1870, p. 20.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/153&oldid=- (Version vom 12.5.2018)