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und zwar, wenn er daran gehindert wurde, irgend einen sehr ersehnten Gegenstand zu erlangen oder wenn er stark erschreckt wurde. Auch A. v. Humboldt gibt an, daß sich die Augen des Cattithrix sciureus „augenblicklich mit Thränen füllen, wenn er von Furcht ergriffen wird“. Als aber dieser kleine hübsche Affe im zoologischen Garten so lange geplagt wurde, bis er laut aufschrie, so trat dies doch nicht ein. Ich wünsche indeß nicht, auch nur den allergeringsten Zweifel an der Genauigkeit der Angabe Humboldt's zu erregen.

Die Erscheinung der Niedergeschlagenheit bei jungen Orangs und Chimpansen, wenn sie krank sind, ist so deutlich und beinahe so ergreifend wie bei unseren Kindern. Dieser Zustand des Geistes und des Körpers zeigt sich in den verdrossenen Bewegungen, dem abgespannten Ausdrucke, den matten Augen und der veränderten Gesichtsfarbe.

Zorn. — Diese Gemüthserregung wird von vielen Arten von Affen häufig dargeboten und, wie Mr. Martin bemerkt,[1] auf viele verschiedene Arten ausgedrückt. „Viele Arten strecken, wenn sie gereizt werden, ihre Lippen vor, starren mit einem fixirten und wilden Blicke auf ihren Feind und nehmen wiederholt kurze Anläufe, als wenn sie im Begriffe wären, vorwärts zu springen, während sie zu derselben Zeit innerliche gutturale Laute hervorbringen. Viele zeigen ihren Zorn dadurch, daß sie plötzlich vorwärts kommen, plötzliche Anläufe nehmen und zu derselben Zeit den Mund öffnen und die Lippen zusammenziehen, so daß die Zähne verborgen werden, während die Augen keck auf den Feind fixirt werden wie in wilder Herausforderung. Wieder andere und vorzüglich die langschwänzigen Affen, Guenons, zeigen ihre Zähne und begleiten ihr malitiöses Grinsen mit einem scharfen abrupten, wiederholten Geschrei.“ Mr. Sutton bestätigt die Angabe, daß einige Arten ihre Zähne entblößen, wenn sie wüthend werden, während andere dieselben durch Vorstrecken ihrer Lippen bedecken; einige Arten ziehen ihre Ohren zurück. Der vor Kurzem angeführte Cynopithecus niger handelt in dieser Art, drückt zu derselben Zeit den Haarkamm auf seinem Vorderkopfe nieder und zeigt seine Zähne, so daß die Bewegungen der Gesichtszüge im Zorne nahezu dieselben sind wie diejenigen in der Freude, und es können


  1. Natural History of Mammalia, 1841, p. 351.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)