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spectateurs.“ Derartige Bewegungen lassen sich, wie mir es scheint, einfach auf Rechnung der Gewohnheit schreiben. So oft ein Mensch gewünscht hat, einen Gegenstand auf eine Seite zu bringen, so oft hat er denselben stets nach dieser Seite hin bewegt; sollte es nach vorwärts sein, stieß er ihn nach vorwärts, und wollte er ihn aufhalten, hat er ihn zurückgezogen. Wenn daher Jemand seinen Billardball in einer falschen Richtung laufen sieht und er intensiv wünscht, daß er in einer andern Richtung laufen möchte, so kann er es in Folge langer Gewohnheit nicht vermeiden, unbewußt Bewegungen auszuführen, welche er in andern Fällen für wirksam erkannt hat.

Als ein Beispiel sympathischer Bewegungen führt Gratiolet (p. 212) den folgenden Fall an: — „un jeune chien à oreilles droites, auquel son maître présente de loin quelque viande appétissante, fixe avec ardeur ses yeux sur cet objet dont il suit tous les mouvements, et pendant que les yeux regardent, les deux oreilles se portent en avant comme si cet objet pouvait être entendu.“ Anstatt hier von einer Sympathie zwischen den Ohren und Augen zu sprechen, scheint mir es viel einfacher zu sein anzunehmen, daß die Bewegungen dieser Organe durch lange fortgesetzte Gewohnheit fest mit einander associirt worden sind, da Hunde viele Generationen hindurch, während sie scharf auf irgend einen Gegenstand hinsahen, ihre Ohren gespitzt haben, um jeden Laut zu vernehmen, und umgekehrt auch wieder scharf nach der Richtung hingesehen haben, von welcher her sie einen Laut vernahmen.

Im Jahre 1859 veröffentlichte Dr. Piderit eine Abhandlung über den Ausdruck, die ich nicht gesehen habe, in welcher er aber, wie er später behauptet, Gratiolet in vielen seiner Ansichten zuvorgekommen ist. 1867 gab er sein „Wissenschaftliches System der Mimik und Physiognomik“ heraus. Es ist kaum möglich, in einigen wenigen Sätzen eine gehörige Idee von seinen Ansichten zu geben. Die beiden folgenden Sätze werden am besten ausdrücken, was in Kürze gesagt werden kann: „Die Muskelbewegungen des Ausdrucks beziehen sich zum Theil auf imaginäre Gegenstände und zum Theil auf imaginäre Sinneseindrücke. In diesem Satze liegt der Schlüssel zum Verständnis aller expressiven Muskelbewegungen.“ (S. 25.) Ferner „Expressive Bewegungen offenbaren sich hauptsächlich in den zahlreichen und beweglichen Muskeln des Gesichts, zum Theil, weil die Nerven, durch welche sie in Bewegung gesetzt werden, in der unmittelbarsten


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)