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eingesenkten basalen, gebildet wird. Das Ende ist sehnig und enthält keine Wirbel; auf dies folgen fünf rudimentäre und so kleine Wirbel, dass sie zusammengenommen nur anderthalb Linien lang sind; sie sind beständig in der Form eines Hakens nach einer Seite gebogen. Der nur ein wenig mehr als einen Zoll lange freie Theil des Schwanzes enthält nur vier weitere kleine Wirbel. Dieser kurze Schwanz wird aufrecht getragen; aber ungefähr ein Viertel der Gesammtlänge ist nach links hin auf sich zurückgebogen; dieser terminale Theil, welcher die hakenförmige Partie enthält, dient dazu, „die Lücke zwischen dem obern auseinanderweichenden Theil der Gesässschwielen auszufüllen“, das Thier sitzt daher auf ihm und macht ihn rauh und schwielig. Dr. Anderson fasst seine Beobachtungen folgendermassen zusammen: „Diese „Thatsachen scheinen mir nur eine Erklärung zuzulassen. Wegen seiner geringen Länge ist dieser Schwanz dem Affen im Wege, wenn er sich niedersetzt, und wird in dieser Stellung häufig unter das Thier gesteckt. Wegen des Umstandes, dass er nicht bis über das Ende der Sitzhöcker reicht, scheint es, als wäre der Schwanz mit Willen des Thieres in den Zwischenraum zwischen den Gesässschwielen hineingebogen worden, um zu vermeiden, zwischen diesen und dem Boden gedrückt zu werden, und als wäre die Krümmung mit der Zeit bleibend geworden, sich von selbst einfügend, wenn das Thier zufällig auf den Schwanz zu sitzen kam“. Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, dass die Oberfläche des Schwanzes rauh und schwielig geworden ist; Dr. Murie,[1] welcher diese Art und drei andre, nahe verwandte Arten mit unbedeutend längerem Schwanze im zoologischen Garten sorgfältig beobachtet hat, sagt, dass wenn sich das Thier setzt, „der Schwanz nothwendigerweise auf eine Seite des Gesässes gesteckt wird; und mag er kurz oder lang sein, die Wurzel ist immer dem ausgesetzt, abgerieben oder gestutzt zu werden“. Da wir nun dafür »Beweise haben, dass Verstümmelungen gelegentlich vererbt werden,[2]


  1. Proceed. Zoolog. Soc 1872. p. 786.
  2. Ich beziehe mich hier auf Dr. Brown-Séquard's Beobachtungen über die vererbten Wirkungen einer, bei Meerschweinchen Epilepsie verursachenden Operation, und auf die noch kürzlicher bekannt gemachten analogen Wirkungen der Durchschneidung des Sympathicus am Halse. Ich werde hernach Veranlassung haben, Salvin's interessanten Fall von den allem Anscheine nach vererbten Wirkungen der Gewohnheit der Mot-mots anzuführen, wonach sich diese Vögel die Fahnen ihrer eigenen Schwanzfedern abbeissen. s. auch über den Gegenstand im
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)