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als gegenseitiger Lockruf. Käfer striduliren bei verschiedenen Erregungen in derselben Art wie Vögel ihre Stimme zu verschiedenen Zwecken benutzen ausser dem an ihre Genossen gerichteten Gesange. Der grosse Chiasognathus stridulirt aus Aerger oder zur Herausforderung, viele Species thun dasselbe in der Angst oder Furcht, wenn sie so gehalten werden, dass sie nicht entschlüpfen können. Die Herren Wollaston und Crotch waren im Stande, durch Klopfen an die hohlen Baumstämme auf den Canarischen Inseln die Gegenwart von Käfern, die zur Gattung Acalles gehören, durch ihre Stridulation zu entdecken. Endlich bringt der männliche Ateuchus seinen Laut hervor, um das Weibchen in seiner Arbeit zu ermuthigen, und aus Unruhe, wenn dasselbe entfernt wird.[1] Einige Naturforscher glauben, dass die Käfer diesen Laut hervorbringen, um ihre Feinde damit fortzuschrecken; ich kann aber nicht glauben, dass ein Vierfüsser oder Vogel, welcher im Stande ist, einen grossen Käfer zu verschlingen, durch ein so unbedeutendes Geräusch weggeschreckt werden könne. Die Annahme, dass die Stridulation als ein geschlechtlicher Lockruf dient, wird durch die Thatsache unterstützt, dass die Individuen der Todtenuhr, Anobium tesselatum, bekanntlich das Klopfen unter einander beantworten oder, wie ich selbst beobachtet habe, selbst auf ein künstlich gemachtes klopfendes Geräusch antworten. Mr. Doubleday theilt mir auch mit, dass er zwei oder drei Mal beobachtet habe, wie ein Weibchen klopfte,[2] und im Verlaufe von einer oder zwei Stunden fand er es mit einem Männchen vereint und bei einer Gelegenheit sogar von mehreren Männchen umgeben. Endlich erscheint es wahrscheinlich, dass die beiden Geschlechter vieler Arten von Käfern zunächst in den Stand gesetzt


  1. M. P. de la Brulerie, citirt in: Journal of Travel by A. Murray. Vol. I. 1868, p. 135.
  2. Mr. Doubleday theilt mir mit, dass „das Geräusch von dem Insect dadurch hervorgebracht wird, dass es sich so hoch auf seinen Beinen erhebt, als es nur kann, und dann seinen Thorax fünf- oder sechsmal in rapider Aufeinanderfolge gegen die Unterlage aufstösst, auf welcher es sitzt“. Wegen Nachweisungen über diesen Gegenstand s. Landois in: Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. 17, S. 131. Olivier sagt (nach dem Citat bei Kirby and Spence, Introduction etc. Vol. II, p. 395), dass das Weibchen von Pimelia striata einen ziemlich lauten Ton hervorbringt durch das Aufschlagen ihres Abdomen gegen irgend eine harte Substanz „und dass das Männchen, dieses Rufes gewärtig, ihr bald aufwartet und sie sich paaren“.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/413&oldid=- (Version vom 31.7.2018)