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Die bisher mitgetheilten Fälle beziehen sieh auf die Lamellicornier; aber die Männchen einiger weniger anderen Käfer, welche zu zwei sehr weit von einander verschiedenen Gruppen gehören, nämlich den Curculioniden und Staphyliniden, sind mit Hörnern versehen, — bei den ersteren an der unteren Fläche des Körpers,[1] bei den letzteren an der oberen Fläche des Kopfes und Thorax. Bei den Staphyliniden sind die Hörner der Männchen einer und der nämlichen Species ausserordentlich variabel, genau so wie wir es bei den Lamellicorniern gesehen haben. Bei Siagonium haben wir einen Fall von Dimorphismus; denn die Männchen können in zwei Gruppen getheilt werden, welche bedeutend in der Grösse ihrer Körper und in der Entwickelung ihrer Hörner von einander abweichen ohne irgendwelche zwischenliegende Stufe. Bei einer Species von Bledius (Fig. 23). welche gleichfalls zu den Staphyliniden gehört, können an der nämlichen Oertlichkeit männliche Exemplare gefunden werden, wie Professur Westwood angibt, „bei welchen das centrale Horn des Thorax sehr gross ist, während die Hörner des Kopfes ziemlich rudimentär sind, und andere bei denen die Hörner des Thorax viel kürzer sind, während die Vorsprünge am Kopfe lang sind“.[2] Hier haben wir daher dem Anscheine nach ein Beispiel von Compensation, welches auf den eben mitgetheilten Fall von einem Verluste der oberen Hörner bei den Männchen von Onitis Licht wirft.

Fig. 23. Bledius aurus, vergrössert, Figur links: das Männchen, Figur rechts: das Weibchen.

Gesetz des Kampfes. — Einige männliche Käfer, welche zum Kampfe nur schlecht ausgerüstet zu sein scheinen, treten doch mit andern in einen Streit um den Besitz der Weibchen ein. Mr. Wallace[3] sah zwei Männchen von Leptorhyunchus angustatus, einem schmalen,


  1. Kirby and Spence, Introduction to Entomology. Vol. III, p 329.
  2. Modern Classification of Insects. Vol. I. p. 172. Auf derselben Seite wird auch Siagonium geschildert. Im British Museum bemerkte ich ein männliches Exemplar von Siagonium, welches einen intermediären Zustand darbot, so dass der Dimorphismus nicht streng durchgeführt ist.
  3. The Malay Archipelago. Vol. II. 1869, p. 276. Riley, Sixth Report on Insects of Missouri, 1874, p.115.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/404&oldid=- (Version vom 31.7.2018)