Das Männchen leuchtet schwach, ebenso die Larven und selbst die Eier. Einige Schriftsteller haben vermuthet, dass das Licht dazu diene, die Feinde fortzuschrecken, andere, dass es das Männchen zum Weibchen leite. Endlich scheint Mr. Belt[1] die Schwierigkeit gelöst zu haben: er findet, dass alle Lampyriden, welche er darauf versucht hat, allen insectenfressenden Säugethieren und Vögeln äusserst widerwärtig sind. Es steht nun mit der später mitzutheilenden Ansicht des Mr. Bates in Einklang, dass viele Insecten die Lampyriden streng nachahmen, um für solche gehalten zu werden und der Zerstörung zu entgehen. Er glaubt ferner, dass die leuchtenden Arten davon Vortheil haben, dass sie sofort als ungeniessbar erkannt werden. Wahrscheinlich lässt sich dieselbe Erklärung auf die Elateren ausdehnen, bei welchen beide Geschlechter stark leuchten. Es ist unbekannt, warum die Flügel des weiblichen Leuchtkäfers sich nicht entwickelt haben; in dem jetzigen Zustand gleicht derselbe aber sehr einer Larve, und da so viele Thiere von Larven sich ernähren, können wir wohl verstehen, warum das Weibchen so viel leuchtender und auffallender als das Männchen geworden ist und warum selbst die Larven auch leuchten.
Verschiedenheit in der Grösse beider Geschlechter. — Bei Insecten aller Arten sind gewöhnlich die Männchen kleiner als die Weibchen; und diese Verschiedenheit kann oft schon im Larvenzustande nachgewiesen werden. Die Verschiedenheit zwischen den männlichen und weiblichen Cocons des Seidenschmetterlings (Bombyx mori) ist so beträchtlich, dass sie in Frankreich durch eine eigenthümliche Methode des Wägens von einander geschieden werden.[2] In den niederen Gassen des Thierreichs scheint die bedeutendere Grösse der Weibchen allgemein davon abzuhängen, dass sie eine enorme Anzahl von Eiern entwickeln und dies dürfte auch in einer gewissen Ausdehnung für die Insecten gelten. Dr. Wallace hat aber eine viel wahrscheinlichere Erklärung aufgestellt. Nach einer sorgfältigen Beobachtung der Entwickelung der Raupen von Bombyx Cynthia und Yamamai und besonders einiger zwerghafter, aus einer zweiten Zucht mit unnatürlicher Nahrung gezogener Raupen fand er, „dass in dem Verhältniss
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/378&oldid=- (Version vom 31.7.2018)