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Oahu (s. Jarves, p. 404) ergab 4723 Männer und 3776 Frauen, das ist im Verhältniss von 125,08 zu 100. In derselben Zeit war die Zahl der männlichen Individuen unter vierzehn Jahren in Kauai und unter achtzehn Jahren in Oahu 1797 und die der weiblichen Individuen derselben Altersstufen 1429; hier haben wir das Verhältniss von 125,75 männlichen zu 100 weiblichen Individuen.

Eine Volkszählung aller Inseln im Jahre 1856 ergab[1] 36272 männliche Individuen von allen Altern und 33128 weibliche, oder 109,49 zu 100. Die männlichen Individuen unter siebenzehn Jahren betrugen 10773 und die weiblichen unter demselben Alter 9593, oder 112,3 zu 100. Nach der Volkszählung von 1872 ist das Verhältniss der männlichen Individuen jeden Alters (mit Einschluss der Mischlinge) zu den weiblichen wie 125,36 zu 100. Man muss im Auge behalten, dass alle diese Angaben von den Sandwichsinseln das Verhältniss lebender männlichen zu lebenden weiblichen Individuen, nicht das der Geburten ergeben; und nach dem Verhältniss bei allen civilisirten Ländern zu urtheilen, würde die Verhältnisszahl der männlichen Individuen sich beträchtlich höher herausgestellt haben, wenn die Geburten gezählt worden wären.[2]


  1. Dies wird von H. T. Cheever mitgetheilt in: Life in the Sandwich-Islands. 1851, p. 277.
  2. Wo Dr. Coulter (Journal R. Geograph. Soc. Vol. V. 1835, p. 67) den Zustand von Californien um das Jahr 1830 beschreibt, sagt er, dass die von den spanischen Missionären bekehrten Eingebornen fast alle ausgestorben oder am Aussterben sind, trotzdem sie gut behandelt, nicht aus ihrem Geburtslande vertrieben und vom Gebrauche spirituoser Getränke abgehalten werden. Er schreibt dies zum grossen Theile der unbezweifelten Thatsache zu, dass die Männer an Zahl bedeutend die Weiber überwiegen, weiss aber nicht, ob dies eine Folge des Ausbleibens weiblicher Nachkommenschaft oder des häufigen Todes der Mädchen im frühen Alter ist. Aller Analogie nach ist die letzte Alternative höchst unwahrscheinlich. Er fügt hinzu, dass „eigentlich so zu nennender Kindesmord nicht gewöhnlich ist, obschon sehr häufig zu Fehlgeburten Zuflucht genommen wird.“ Wenn Dr. Coulter in Bezug auf den Kindesmord Recht hat, so kann dieser Fall nicht zur Unterstützung der Ansicht Colonel Marshall’s angeführt werden. Nach der rapiden Abnahme der bekehrten Eingebornen können wir vermuthen, dass ihre Fruchtbarkeit, wie in den früher mitgetheilten Fällen, sich in Folge der veränderten Lebensgewohnheiten vermindert hat.
    Ich hatte gehofft, etwas Licht über diesen Gegenstand aus der Züchtung der Hunde zu erhalten, insofern bei den meisten Rassen, vielleicht mit Ausnahme der Windspiele, viel mehr weibliche Junge getödtet werden als männliche, gerade so wie bei den Todas. Mr. Cupples versichert mich, dass dies bei schottischen Hirschhunden gewöhnlich der Fall ist. Unglücklicherweise weiss ich über die
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/352&oldid=- (Version vom 31.7.2018)