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wie vier zu eins; und Mr. Walsh, welcher mir diese Angabe mittheilte, sagt mir, dass es bei P. turnus sicher der Fall sei. In Süd-Africa fand Mr. Trimen bei neunzehn Species die Männchen in der Mehrzahl,[1] und bei einer derselben, welche auf offenen Stellen schwärmt, schätzt er das Verhältniss der Männchen zu den Weibchen wie fünfzig zu eins. Von einer anderen Art, bei welcher die Männchen an gewissen Localitäten zahlreich waren, sammelte er während sieben Jahren nur fünf Weibchen. Auf der Insel Bourbon sind nach der Angabe des Mr. Maillard die Männchen von einer Species Papilio zwanzigmal so zahlreich wie die Weibchen.[2] Mr. Trimen theilt mir mit, dass es nach dem, was er selbst gesehen oder von Andern gehört hat, selten vorkommt, dass die Weibchen irgend eines Schmetterlings an Zahl die Männchen übertreffe; doch ist dies vielleicht bei drei südafricanischen Arten der Fall. Mr. Wallace[3] gibt an, dass von der Ornithoptera croesus im Malayischen Archipel die Weibchen häufiger sind und leichter gefangen werden als die Männchen; dies ist aber ein seltener Schmetterling. Ich will hier hinzufügen, dass Guenee in Bezug auf Hyperythra, einem Genus der Spanner, sagt, in Sammlungen aus Indien würden vier bis fünf Weibchen auf ein Männchen geschätzt.

Als diese Frage nach den proportionalen Zahlen der Geschlechter der Insecten vor die Entomologische Gesellschaft gebracht wurde,[4] wurde allgemein zugegeben, dass die Männchen der meisten Lepidopteren im erwachsenen oder Imagozustand in grösserer Zahl gefangen würden als die Weibchen; aber mehrere Beobachter schrieben diese Thatsache dem Umstande zu, dass die Lebensweise der Weibchen mehr zurückhaltender sei und das Männchen zeitiger den Cocon verlasse. Dass das letztere bei den meisten Schmetterlingen, ebenso wie auch bei anderen Insecten der Fall ist, ist allerdings wohl bekannt. Hierdurch gehen, wie Mr. Personnat bemerkt, die Männchen des domesticirten Bombyx Yamamai im Anfange der Saison und die Weibchen am Ende derselben verloren, weil sie nicht gepaart werden können.[5] Ich kann mich indessen doch nicht überzeugen, dass diese Ursachen genügen sollten, den bedeutenden Ueberschuss von Männchen bei den oben erwähnten Schmetterlingen, welche in ihrem Vaterlande so ausserordentlich gemein sind, zu erklären. Mr. Stainton, welcher viele Jahre hindurch den kleineren Motten eine so eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hat, theilt mir Folgendes mit: als er sie im Imagozustande gesammelt habe, sei er der Meinung gewesen, dass die Männchen zehnmal so zahlreich wären als die Weibchen; seitdem er sie aber in grossem Maassstabe aus der Raupe erzöge, sei er überzeugt, dass die Weibchen am zahlreichsten seien. Mehrere Entomologen stimmen dieser Ansicht bei. Doch sind Mr. Doubleday und einige Andere der entgegengesetzten Meinung und sind überzeugt, dass sie aus dem Ei oder von dem


  1. Vier von diesen Fällen hat Mr. Trimen mitgetheilt in seinem Rhopalocera Africae Australis.
  2. citirt von Trimen in: Transact. Entomol. Soc. Vol. V. part. IV. 1866, p. 330.
  3. Transact. Linnean Soc. Vol. XXV, p. 37.
  4. Proceed. Entomol. Soc. Febr. 17, 1868.
  5. citirt von Wallace in: Proceed. Entomol. Soc. 3. Ser. Vol. V. 1867, p. 487.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/343&oldid=- (Version vom 31.7.2018)