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»des incisures sèment le lobe antérieur, une scissure peu profonde indique la séparation du lobe occipital, très-reduit, d'ailleurs, dès cette époque. Le reste de la surface cérébrale est encore absolument lisse« (a. a. O. p. 83.)

Drei Ansichten dieses Gehirns sind auf Tafel XI, Figur 1, 2, 3 des angeführten Werkes mitgetheilt; sie geben die obere, seitliche und untere Ansicht der Hemisphäre, aber nicht die Innenansicht. Es ist der Beachtung werth, dass die Abbildung durchaus nicht zu Gratiolet's Beschreibung stimmt, insofern die Spalte (anterotemporale) auf der hintern Hälfte der Hemisphärenfläche ausgeprägter ist, als irgend eine der auf der vorderen Hälfte unbestimmt angedeuteten. Wenn die Abbildung richtig ist, so rechtfertigt sie Gratiolet's Schluss in keiner Weise: »Il y a donc entre ces cerveaux (nämlich dem eines Callithrix und eines Gibbon) et celui du foetus humain une différence fondamentale. Chez celui-ci, longtemps avant que les plis temporaux apparaissent, les plis frontaux essayent d'exister«. (a. a. O. p. 83.)

Seit Gratiolet's Zeit indessen ist die Entwickelung der Windungen und Furchen des Gehirns zum Gegenstande erneuter Untersuchungen gemacht worden von Schmidt, Bischoff, Pausch[1] und ganz besonders von Ecker,[2] dessen Arbeit nicht bloss die neueste, sondern auch die vollständigste Abhandlung über den Gegenstand ist.

Die schliesslichen Resultate dieser Untersuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: —

1) Beim menschlichen Fötus bildet sich die Sylvische Spalte im Laufe des dritten Monats des Uterinlebens. In dieser Zeit und im vierten Monat sind die Grosshirn-Hemisphären glatt und abgerundet (mit Ausnahme der Sylvischen Vertiefung) und springen rückwärts weit über das kleine Gehirn vor.

2) Die eigentlich so genannten Furchen beginnen in dem Zeitraum zwischen dem Ende des vierten und dem Anfange des sechsten Monats des fötalen Lebens zu erscheinen; Ecker hebt aber sorgfältig hervor, dass nicht bloss die Zeit, sondern auch die Reihenfolge ihres Auftretens beträchtlicher individueller Abänderung unterliegt. In keinem Falle indessen sind die Stirn- oder die Schläfenfurchen die frühesten.

In der That liegt die erste Furche, welche erscheint, auf der inneren Fläche der Hemisphäre (woher es ohne Zweifel kommt, dass Gratiolet, welcher diese Seite bei seinem Fötus nicht untersucht zu haben scheint, dieselbe übersehen hat); es ist dies entweder die innere senkrechte (occipito-parietale) oder die Hippocampus-Furche, da diese beiden dicht bei einander liegen und eventuell in einander laufen. Der Regel nach ist die Occipito-parietal-Furche die frühere von beiden.

3) In dem spätern Theile dieser Periode entwickelt sich eine andere Furche, die »postero-parietale« oder die Rolando'sche Spalte; ihr folgen im Laufe des sechsten Monats die andern Hauptfurchen des Stirn-, Scheitel-,


  1. Ueber die typische Anordnung der Furchen und Windungen auf den Grosshirn-Hemisphären des Menschen und der Affen; in: Archiv für Anthropologie, III. 1868.
  2. Zur Entwickelungsgeschichte der Furchen und Windungen der Grosshirn-Hemisphären im Fötus des Menschen; in: Archiv für Anthropologie, III. 1868.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/280&oldid=- (Version vom 31.7.2018)