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zum Rückschlag überwinden wird, so dass endlich die gekreuzte Rasse homogen werden wird, wennschon sie nicht in gleichem Grade an den Characteren der beiden elterlichen Rassen Theil zu haben brauchte.

Von allen Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen ist die der Hautfarbe die augenfälligste und eine der bestmarkirten. Verschiedenheiten dieser Art glaubte man früher dadurch erklären zu können, dass die Menschen lange Zeit verschiedenen Climaten ausgesetzt gewesen seien; aber Pallas zeigte zuerst, dass diese Ansicht nicht haltbar ist, und ihm sind fast alle Anthropologen gefolgt.[1] Die Ansicht ist vorzüglich deshalb verworfen worden, weil die Verbreitung der verschieden gefärbten Rassen, von denen die meisten ihre gegenwärtigen Heimathländer lange bewohnt haben müssen, nicht mit den entsprechenden Verschiedenheiten des Clima’s übereinstimmt. Es muss auch auf solche Fälle ein wenn auch geringes Gewicht gelegt werden, wie den der holländischen Familien, welche, wie wir von einer ausgezeichneten Autorität[2] hören, nicht die geringste Farbenveränderung erlitten haben, nachdem sie drei Jahrhunderte hindurch in Südafrica gelebt haben. Die in verschiedenen Theilen der Welt doch gleichförmige äussere Erscheinung der Zigeuner und Juden ist, wenn auch die Gleichförmigkeit der Letzteren etwas übertrieben worden ist,[3] gleichfalls ein Argument für die Wirkungslosigkeit des Clima’s. Man hat gemeint, dass eine sehr feuchte oder eine sehr trockene Atmosphäre auf die Modifikation der Hautfarbe einen noch grösseren Einfluss habe als blosse Hitze. Da aber D’Orbigny in Südamerica und Livingstone in Africa zu diametral entgegengesetzten Folgerungen in Bezug auf die Feuchtigkeit und Trockenheit gelangten, so muss jeder Schluss über diese Frage als sehr zweifelhaft betrachtet werden.[4]

Verschiedene Thatsachen, welche ich an einem andern Ort mitgetheilt habe, beweisen, dass die Farbe der Haut und des Haars zuweilen in überraschender Weise mit einer vollkommenen Immunität für die


  1. Pallas in: Acta Acad. Petropolit. 1780. Pars II, p. 69. Ihm folgte Rudolphi in seinen Beiträgen zur Anthropologie. 1812. Eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Beweise hat Godron gegeben: De l’Espèce. 1859. Tom. II, p. 246 etc.
  2. Sir Andrew Smith, citirt von Knox, Races of Man. 1850. p. 473.
  3. s. hierüber A. de Quatrefages in: Revue des Cours scientifiques. Oct. 17, 1868, p. 731.
  4. Livingstone. Travels and Researches in South Africa. 1857, p. 338, 329. d’Orbigny, citirt von Godron, De l’Espèce. Tom. II, p. 266.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/266&oldid=- (Version vom 31.7.2018)