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der Reproduction selbst in den neuerlichst bewohnten Theilen fühlbar wäre und dass Verfall bald eintreten würde“. Von dreizehn Eingebornen von Shark’s Bay, welche den Murchison River besuchten, starben innerhalb dreier Monate zwölf an Schwindsucht.[1]

Die Abnahme der Maoris von Neu-Seeland ist von Mr. Fenton sorgfältig untersucht und in einem ausgezeichneten Berichte dargelegt worden, aus dem mit einer Ausnahme alle die folgenden Angaben entnommen sind.[2] Die Zahlenabnahme seit 1830 wird von Allen zugegeben, mit Einschluss der Eingebornen selbst; sie schreitet noch immer stetig fort. Obgleich es sich bis jetzt noch immer als unmöglich herausgestellt hat, eine wirkliche Volkszählung der Eingebornen vorzunehmen, so sind doch ihre Zahlenverhältnisse von Bewohnern vieler Districte sorgfältig abgeschätzt worden. Das Resultat scheint Vertrauen zu verdienen; es zeigt, dass in den vierzehn Jahren vor 1858 die Abnahme 19,42 Procent betragen hat. Einige der in dieser Art sorgfältig untersuchten Stämme lebten hundert Meilen von einander entfernt, einige an der Küste, einige landeinwärts; auch waren ihre Subsistenzmittel und Lebensweise in einem gewissen Grade verschieden (p. 28). Ihre Gesammtzahl wurde 1858 zu 53700 angenommen; im Jahre 1872, nach dem Ablauf von wiederum vierzehn Jahren, wurde eine zweite Zählung vorgenommen, und die nun angegebene Zahl beträgt nur 36359, was eine Abnahme von 32,29 Procent ergibt![3] Mr. Fenton kommt, nachdem er im Einzelnen das Ungenügende der verschiedenen, zur Erklärung dieser ausserordentlichen Abnahme angeführten Ursachen, wie neue Krankheiten, die Lüderlichkeit der Frauen, Trunkenheit, Kriege u. s. w. nachgewiesen hat, in Folge gewichtiger Gründe zu dem Schlüsse, dass sie hauptsächlich von der geringen Fruchtbarkeit der Frauen und der ausserordentlichen Sterblichkeit der kleinen Kinder abhängt (p. 31, 34). Als Beweis hierfür führt er an (p. 33), dass 1844 ein Nichterwachsener auf je 2,57 Erwachsene kam, während im Jahre 1858 ein Nichterwachsener erst auf 3,27 Erwachsene kam. Auch die Sterblichkeit der Erwachsenen ist gross. Als eine weitere Ursache der Abnahme führt er ferner die Ungleichheit der beiden


  1. In Bezug auf diese Thatsachen siehe Bonwick, Daily Life of the Tasmanians. 1870, p. 90 und The Last of the Tasmanians. 1870, p. 336.
  2. „Observation on the Aboriginal Inhabitants of New Zealand“, von der Regierung herausgegeben, 1859.
  3. New Zealand, by Alex. Kennedy, 1873. p. 47.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, I. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch1.djvu/256&oldid=- (Version vom 22.2.2019)