Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewöhnen, sobald sie anfangen, die Stimmen zu unterscheiden, oder mit kürzerem Ausdruck, Volkssprache, behaupten wir, sei diejenige, welche wir ohne alle Regel der Amme nachahmend lernen. Wir haben sodann eine andere zweite Rede, welche die Römer Grammatik genannt haben. Diese zweite haben nun die Griechen und Andere, aber nicht Alle; zum Gebrauch derselben aber gelangen nur Wenige, weil wir nur in geraumer Zeit und durch anhaltenden Eifer Regeln und Lehre derselben fassen. Von diesen beiden ist die Volkssprache die edlere, theils, weil sie zuerst von dem menschlichen Geschlechte gebraucht wurde, theils, weil der ganze Erdkreis sich derselben erfreut, obgleich sie in verschiedene Ausdrücke und Wörter sich getheilt hat, theils weil sie uns natürlich ist, während jene vielmehr künstlich vorhanden ist; und von dieser edleren ist unsere Absicht zu handeln.





Zweites Kapitel.
Daß der Mensch allein den Austausch der Rede hat.

Diese ist unsere erste wahre Sprache, ich sage aber nicht unsere, als ob es noch eine andere gäbe als die des Menschen: denn von Allen, die vorhanden sind, ist dem Menschen allein das Sprechen verliehen, weil es ihm allein nothwendig war. Nicht den Engeln, nicht den niedern Geschöpfen war es nothwendig, sondern unnütz wäre es ihnen verliehen worden, was denn die Natur zu thun verschmäht. Denn wenn wir genau zusehen, was wir beabsichtigen, wenn wir sprechen, so leuchtet ein, nichts Anderes, als die Vorstellung unsers Geistes Andern kund zu machen. Da nun die Engel zur Eröffnung

Empfohlene Zitierweise:
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_096.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)