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großen Raum beschränkt, den ich nie verlassen durfte. Wenn das Gastzimmer unter mir von Gendarmen oder Douaniers besucht ward, durfte ich in meiner Clause nicht die geringste Bewegung machen, da sie für unbewohnt galt. Nach Sonnenuntergang schlich sich der königliche Agent, oder einer seiner Leute, durch ein Hinterpförtchen zu mir und brachte die Depechen aus dem Hoflager, die beständig vertrösteten und gewöhnlich für die nächsten Tage Entscheidung versprachen.

Endlich ward mir die Ankunft eines Vertrauten in Vera, an der äußersten Grenze gemeldet; dort sollte ich Antwort erhalten. Von ein paar Schmugglern geführt, begab ich mich sogleich an Ort und Stelle. Die Auskünfte waren zweideutig, unerschöpfend, und aus allem konnte man den Zwiespalt, die zunehmende Gährung im Hoflager und Heere erkennen. Doch war dieß nicht zu ändern, und noch dieselbe Nacht trat ich den Rückweg an. Ob verrathen oder verkauft, will ich nicht entscheiden, doch kaum hatte ich französischen Boden betreten, so wurde ich arretirt. Der Guide, der vor mir herging, war plötzlich verschwunden, als ich in einen dunklen Hohlweg kam, aus dem von allen Seiten Gendarmen und Douaniers auf mich herabstürzten.

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_377.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)