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Marie. Nein, nein. Ich sehe dein Angesicht nur wenige Zeit; aber schon drückt es mir alle deine Empfindungen aus, ich lese jedes Gefühl dieser unverstellten unverdorbenen Seele auf deiner Stirn. Du hast etwas, das dich stuzzig macht. Rede, was ist’s?

Beaumarchais. Es ist nichts, meine Lieben. Ich hoffe, im Grunde ists nichts. Clavigo –

Marie. Wie?

Beaumarchais. Ich war bey Clavigo. Er ist nicht zu Hause.

Sophie. Und das verwirrt dich.

Beaumarchais. Sein Pförtner sagt, er sey verreißt, er wisse nicht wohin, wisse niemand, wie lange. Wenn er sich verläugnen ließe! wenn er würklich verreißt wäre! Wozu das? Warum das?

Marie. Wir wollen's abwarten.

Beaumarchais. Deine Zunge lügt. Ha! Die Blässe deiner Wangen, das Zittern deiner Glieder, alles spricht und zeugt, daß du das nicht abwarten kannst. Liebe Schwester! (er faßt sie in seine Arme) an diesem klopfenden, ängstlich bebenden Herzen schwör ich dir. Hör mich, Gott, der du gerecht bist, höret mich,

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_079.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)