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Familie auf dich zu laden! – O das war die Aussicht nicht, als das liebenswürdige Geschöpf dich die erste Stunden ihrer Bekanntschaft mit all denen Reizen anzog! Und da du sie verliessest, sahst du nicht die gräßlichen Folgen deiner Schandthat! – Welche Seligkeit wartete dein in ihren Armen! in der Freundschaft solch eines Bruders! – Marie! Marie! O daß du vergeben könntest, daß ich zu deinen Füssen das all abweinen dürfte! – Und warum nicht? – Mein Herz geht mir über; meine Seele geht mir auf in Hoffnung! – Mein Herr!

Beaumarchais. Was beschließen Sie?

Clavigo. Hören Sie mich! Mein Betragen gegen ihre Schwester ist nicht zu entschuldigen. Die Eitelkeit hat mich verführt. Ich fürchtete, all meine Plane, all meine Aussichten auf ein ruhmvolles Leben durch diese Heurath zu Grunde zu richten. Hätte ich wissen können, daß sie so einen Bruder habe, sie würde in meinen Augen keine unbedeutende Fremde gewesen seyn, ich würde die größten Vortheile von dieser Verbindurg gehofft haben. Sie erfüllen mich, mein Herr, mit der größten Hochachtung für Sie; und indem Sie mir auf diese

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_033.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)