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in Spanien nicht Französin seyn. Wir wollen ihn laufen lassen und uns einen andern nehmen, mich dünkt, sie machen’s bey uns auch so.

Buenko. Er hat eine feyerliche Zusage gebrochen, und keinen leichtsinnigen Roman, kein gesellschaftliches Attachement. Mademoiselle, Sie sind bis ins innerste Herz beleidigt, gekränkt. O mir ist mein Stand, daß ich ein unbedeutender ruhiger Bürger von Madrid bin, nie so beschwerlich, nie so ängstlich gewesen, als jetzt, da ich mich so schwach, so unvermögend fühle, Ihnen gegen den falschen Höfling Gerechtigkeit zu schaffen!

Marie. Wie er noch Clavigo war; noch nicht Archivarius des Königs, wie er der Fremdling, der Ankömmling, der neu eingeführte in unserm Hause war, wie liebenswürdig war er, wie gut! Wie schien all sein Ehrgeiz, all sein Aufstreben ein Kind der Liebe zu seyn. Für mich rang er nach Namen, Stand, Güter, er hats, und ich! – –

Guilbert (kommt).

(Heimlich zu seiner Frau.) Der Bruder kommt.

Marie. Der Bruder! – (sie zittert, man führt sie in einen Sessel.) Wo! wo! Bringt mir ihn! Bringt mich hin!

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_015.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2019)