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diese Bilder scheinen mir vielmehr einander entgegengesetzt, und sowohl das säugende Kind, als der Fisch in der Hand der Sirene die wiedergeborne Seele, die Erhebung in die Seligkeit zu bedeuten, während der Mensch im Rachen des Krokodils den Verdammten in der Hölle bezeichnet.

Ich glaube demnach, der Fisch hat nicht, wie Piper meint, eine gleichgültige Bedeutung als indifferente Seele, sondern er bedeutet immer nur die durch die Taufe oder Bekehrung gewonnene Seele. Dass aber auch der getaufte Christ wiederum in Sünde und Verdammniss fallen kann, versteht sich von selbst, daher das Ausscheiden der Gerechten und Ungerechten am Weltende Matth. 13, 48. mit dem Ausscheiden der lebendigen und der faulen Fische im Netz verglichen wird.

Christus selbst wird unter dem Sinnbild des Fisches dargestellt. Dazu kann beigetragen haben, dass schon die alten Juden ihren Messias gerade in einer Zeit erwarteten, wenn die Sonne im Zeichen der Fische stehen werde. Vgl. die Citate bei Sepp, Leben Jesu I. 27, 31. Das war das letzte Zeichen im Jahre, als man noch das Jahr zu Ostern im Zeichen des Widders zu beginnen pflegte. Der heilige Augustinus sah ein Vorbild Christi in dem Fische des Tobias, der Blinde heilte und Teufel austrieb; daher Raphael den Tobias malte, wie er dem Christkind den Fisch reicht (berühmtes Bild im Escurial). Julius Africanus verglich Christum mit dem Fisch, dessen Fleisch die ganze Welt nähre (Beziehung theils auf den Leviathan, dessen Fleisch nach einer jüdischen Fabel alle Juden speisen soll, theils auf die zwei Fische, mit denen Christus fünftausend Mann speiste, angewandt auf das heilige Abendmahl). Vgl. Münter, christl. Sinnbilder I. 51. Das tertium comparationis bei dieser Vergleichung des Heilands mit einem Fisch dürfte aber hauptsächlich wieder nur im reinen Element des Wassers zu suchen seyn.

Das Fischsymbol steht wahrscheinlich im Zusammenhange mit dem Dogma von der Sündenlosigkeit Jesu. Wenn man dagegen im griechischen Namen des Fisches ἰχϑὺς den

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_288.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)