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Synagoge.

Vgl. d. Artikel Judenthum und Kirche. Im Mittelalter stellte man gerne, insbesondere an Kirchenthüren, der allegorischen Figur der Kirche oder christlichen Religion die der Synagoge oder des Judenthums gegenüber. Die letztere immer als ein Weib mit verbundenen Augen, deren Scepter zerbrochen ist und der die Krone vom Haupte fällt. Der Sinn ist: als Christus geboren ward und seine grosse Kirche gründete, hatte das Judenthum seinen Zweck erreicht, seine Prophezeihungen waren in Erfüllung gegangen, es musste jetzt dem Christenthum Platz machen. Der alte Tempel musste zerbrochen werden. Das wollten aber die verstockten Juden nicht anerkennen, und deshalb fristet die Synagoge noch ihr Leben, aber nur als Gespenst des zerstörten Tempels. So wird sie auch in altdeutschen Mysterien aufgefasst. Vgl. Mone, Schauspiele des Mittelalters II. 170.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_431.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)