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Menschheit. Das entfernt sich nicht von der anerkannten Symbolik der sieben Sterne an der Rechten Gottes und des siebenarmigen Leuchters. Dagegen muss die von Schiller beliebte, durchaus willkührliche Vertheilung der Sternbilder und Sterne an die Heiligen des Kalenders verworfen werden. Vgl. Riccioli, almag. I. 746. Piper II. 305.

Dem primitiven Sternfall in Lucifer nach Jesaias 14, 12. entspricht der allgemeine Sternfall am Weltende, nach der Offenb. Joh. 6, 13. und Matth. 24, 29. Es ist darunter aber nicht blos das Einstürzen des alten Weltgebäudes, sondern auch die von oben kommende Strafe Gottes gemeint. Die fallenden Sterne sind zugleich Kräfte Gottes, so namentlich der Stern, der den Brunnen des Abgrunds öffnet, Offenb. Joh. 9, 1. Als Gegenbild zu der Harmonie der Sterne gerathen nach den sibyllinischen Weissagungen (am Schlusse des 5. Buchs derselben) die Sternbilder am Weltende in Streit und kämpfen mit einander.

Sterne bedeuten, wenn sie als Attribute der Heiligen vorkommen, in der Regel die ihnen von oben mitgetheilte Kraft des heiligen Geistes. So der Stern auf der Brust des heiligen Bruno, des h. Nicolaus von Tolentino, auf der Stirne des h. Thomas von Aquino, Humbert, Valentin, in der Hand des h. Suidbert. Vor der Brust der h. Athanasia, der, während sie am Webstuhl ekstatisch wurde, ein leuchtender Stern auf die Brust fiel und darin verschwand, desgleichen zur Seite der h. Angela von Foligno, die gleichfalls in Ekstase von einem Stern beleuchtet wurde.

Der berühmte Wallfahrtsort Compostella (campus stellae) in Spanien hat den Namen von dem Stern, den der heilige Apostel Jacobus major auf seiner Pilgerschaft nach Spanien vor sich wandeln sah. Vgl. den Artikel Jacob. – Der heilige Johannes von Nepomuk trägt, wie Maria, einen Kranz von Sternen auf dem Haupte, weil sieben Lichter, über der Moldau schwebend, die Stelle bezeichneten, wo sein heiliger Leichnam unter dem Wasser lag, nachdem ihn Kaiser Wenzel hatte von der Prager Brücke in den Fluss stürzen lassen.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_416.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)