Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt | |
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sehen, bis die eine Leidenschaft nach Gold Sie ganz erfüllt. Ist es nicht wahr?“
„Und was ist da weiter?“ antwortete er. „Selbst wenn ich so viel klüger geworden bin, was ist da weiter? Gegen Sie bin ich nie anders geworden.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Bin ich anders?“
„Unser Bund ist aus alter Zeit. Er wurde geschlossen, als wir Beide arm und zufrieden waren, bis wir unser Loos durch ausdauernden Fleiß verbessern könnten. Sie haben sich verändert. Als er geschlossen wurde, waren Sie ein anderer Mensch.“
„Ich war ein Knabe“, sagte er ungeduldig.
„Ihr eigenes Gefühl sagt Ihnen, daß Sie nicht so waren, wie Sie jetzt sind“, antwortete sie. „Ich bin noch dieselbe. Das, was uns Glück versprach, als wir noch ein Herz und eine Seele waren, muß uns Unglück bringen, da wir im Geiste nicht mehr Eins sind. Wie oft und wie bitter ich dies gefühlt habe, will ich nicht sagen; es ist genug, daß ich es gefühlt habe und daß ich Ihnen Ihr Wort zurückgeben kann.“
„Habe ich dies jemals verlangt?“
„In Worten? Nein. Niemals!“
„Womit dann?“
„Durch ein verändertes Wesen, durch einen andern Sinn, durch andere Bestrebungen des Lebens und durch eine andere Hoffnung, als seinem Ziel. In Allem, was meiner Liebe in Ihren Augen einigen
Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt. G. Grote, Berlin 1877, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Charles_Dickens_Der_Weihnachts-Abend.djvu/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)