Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt | |
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Abend sang vor meiner Thür ein Knabe ein Weihnachtslied. Ich wollte, ich hätte ihm etwas gegeben, weiter war es nichts.“
Der Geist lächelte gedankenvoll und winkte mit der Hand. Dann sagte er: „Laß uns ein anderes Weihnachten sehen.“
Scrooge’s früheres Selbst wurde bei diesen Worten größer, und das Zimmer etwas finstrer und schwärzer; das Getäfel warf sich, die Fensterscheiben sprangen; Stücke Kalkbewurf fielen von der Decke, und das bloße Lattenwerk zeigte sich; aber wie das Alles geschah, wußte Scrooge eben so wenig als Ihr. Er wußte nur, Alles sei ganz in der Ordnung, und habe sich ganz so zugetragen, und er sei es wieder, der dort allein sitze, während die anderen Knaben nach Hause zur fröhlichen Weihnachtsfeier gereist waren.
Er las nicht, sondern ging wie in Verzweiflung im Zimmer auf und ab. Scrooge blickte den Geist an, und schaute mit einem traurigen Kopfschütteln und in banger Erwartung nach der Thür.
Sie ging auf, und ein kleines Mädchen, viel jünger als der Knabe, sprang herein, schlang die Arme um seinen Hals, küßte ihn und begrüßte ihn als ihren „lieben, lieben Bruder.“
„Ich komme, um Dich mit nach Haus zu nehmen, lieber Bruder!“ sagte das Kind, fröhlich mit den Händen klatschend. „Dich mit nach Haus zu nehmen, nach Haus!“
„Nach Haus, liebe Fanny?“ frug der Knabe.
Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt. G. Grote, Berlin 1877, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Charles_Dickens_Der_Weihnachts-Abend.djvu/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)