Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt | |
|
Schrei aus und ließ seine Kette so grauenerregend und fürchterlich klirren, daß Scrooge sich fest an seinen Stuhl halten mußte, um nicht in Ohnmacht herunterzufallen. Aber wie wuchs sein Entsetzen, als das Gespenst das Tuch von dem Kopf nahm, als wäre es ihm zu warm im Zimmer, und die Unterkinnlade auf die Brust herabsank.
Scrooge fiel auf die Kniee nieder und schlug die Hände vor’s Gesicht.
„Gnade!“ rief er. „Schreckliche Erscheinung, warum verfolgst Du mich?“
„Mensch mit der irdisch gesinnten Seele“, entgegnete der Geist, „glaubst Du an mich, oder nicht?“
„Ich glaube“, sagte Scrooge, „ich muß glauben. Aber warum wandeln Geister auf Erden und warum kommen sie zu mir?“
„Von jedem Menschen wird es verlangt“, antwortete der Geist, „daß seine Seele unter seinen Mitmenschen wandle, in der Ferne und in der Nähe; und wenn dieser Geist nicht während des Lebens hinausgeht, so ist er verdammt, es nach dem Tode zu thun. Er ist verdammt, durch die Welt zu wandern – ach, wehe mir – und zu sehen, was er nicht theilen kann, was er aber auf Erden hätte theilen und zu seinem Glück anwenden können.“
Und wieder stieß das Gespenst einen Schrei aus und schüttelte seine Ketten und rang die schattenhaften Hände.
„Du bist gefesselt“, sagte Scrooge zitternd. „Sage mir, warum?“
Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt. G. Grote, Berlin 1877, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Charles_Dickens_Der_Weihnachts-Abend.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)