Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt | |
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wirklich blind war, als ich glaube, er hätte Augen in seinen Stiefeln gehabt. Ich vermuthe, es war zwischen ihm und Scrooge’s Neffen abgekartet und der Geist der heurigen Weihnacht wußte es. Die Art, wie er die dicke Schwester in dem Spitzenkragen verfolgte, war eine Beleidigung der menschlichen Leichtgläubigkeit. Wo sie ging, ging er auch, die Feuereisen umstoßend, über Stühle stolpernd, an das Piano anrennend, sich in den Gardinen verwirrend. Immer wußte er, wo die dicke Schwester war. Wenn Jemand gegen ihn gefallen wäre, wie Einige thaten, oder sich vor ihn hingestellt hätte, würde er gethan haben, als bemühe er sich, ihn zu ergreifen, wäre aber augenblicklich umgekehrt, der dicken Schwester nach. Sie rief oft, das sei nicht ehrlich und wirklich war es das auch nicht. Aber endlich hatte er sie gefunden und trotz ihres Sträubens sperrte er sie in eine Ecke, wo keine Flucht möglich war; und da wurde seine Aufführung ganz abscheulich. Denn sein Vorgeben, er kenne sie nicht: er müsse ihren Kopfputz anfassen und, um sie zu erkennen, einen gewissen Ring auf ihrem Finger und eine gewisse Kette um ihren Hals befühlen, war ganz, ganz abscheulich! Und gewiß sagte sie ihm auch ihre Meinung darüber, denn als ein anderer Blinder an der Reihe war, waren sie hinter den Gardinen sehr vertraut mit einander.
Scrooge’s Nichte nahm nicht mit an dem Blindekuhspiele Theil, sondern saß gemüthlich in einer traulichen Ecke in einem Lehnstuhle mit einem Fußbänkchen,
Charles Dickens: Der Weihnachts-Abend. Übersetzt von Julius Seybt. G. Grote, Berlin 1877, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Charles_Dickens_Der_Weihnachts-Abend.djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)