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Tafel 16. Die Feuer schnaubenden Stiere vor dem Pfluge.

Am andern Tage fand die vom Könige Aietes bestimmte Arbeit mit den beiden Feuer schnaubenden Stieren statt. Iason hatte sich nach den Weisungen der Medeia gesalbt und ging voller Kühnheit in das Unternehmen. Pindar (IV. Pyth. v. 358 u. ff.) schildert dasselbe wie folgt:

„Aber als Aietes den ehernen Pflug
In ihre Mitte hingepflanzt,
Als er die Stiere gebracht,
Die Feuersgluth aus bräunlichen Nüstern hervor
Sprühten und die Erde wechselnd
Stampften mit ehernem Huf:
Schirrt er sie leicht allein ins Joch, treibt an und zieht
Gerade die Furchen dahin,
Und spaltet den Rücken des scholligen Lands
Auf Klaftertiefe. Dann beginnt er: wer im Schiff
Als König gebeut,
Ende dies Werk, und er nehme sogleich
Diesen ewig reinen Teppich,
Dieses Vliess, hellschimmernd in Flocken von Gold.
Also rief er. Iason dem Gotte vertrauend,
Warf von sich sein Krokosgewand und begann
Schnell das Werk – wohl störte das Feuer ihn nicht,
Der Freundin Zauberein gehorsam –
Rückte den Pflug aus den Furchen und band der Stiere Nacken
Zwängend mit Riemen und Joch,
Und warf den grausen Stachelstock
In die stolzen Hüften: also
Endet er kühn das gebotene Werk.
Aber bei sprachlosem Schmerze schrie der Fürst dennoch auf,
Ueber Iason’s Kraft erstaunend.“

Diese Stelle erklärt die Carstens’sche Darstellung vollkommen, und es bedarf eines Eingehens auf die mehr als 250 Verse füllende Schilderung des Apollonios (III. v. 1246 u. ff.) nicht. Den weiteren Verlauf des Vorganges, die Entstehung und Vernichtung der aus den Drachenzähnen entsprossenen Erdensöhne, hat Carstens nicht gezeichnet.





Tafel 17. Die Einbringung des goldenen Vliesses.

Aber der König Aietes sann auf neue Mittel, um im Besitze des Vliesses verbleiben und die Argonauten vernichten zu können. Das goldene Vliess war einst von Phrixos im Haine des Ares aufgehängt worden, und es wurde daselbst

 „vom grausen
Schlunde des gierigen Drachens bewacht,
Der an Dick’ und Länge ein Fünfzigruderschiff übertraf.“
 (Pindar IV. Pyth. v. 391.)


Empfohlene Zitierweise:
Herman Riegel (Hrsg.): Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug. Alphons Dürr, Leipzig 1884, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Carstens_Werke_3._Band_Argonautenzug.pdf/26&oldid=- (Version vom 14.2.2021)