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Tafel 8. Begegnung mit Kyzikos, dem Könige der Dolionen.

Die Argonauten berührten auf der weiteren Reise nun zunächst das an der Propontis gelegene Land der Dolionen, deren König Kyzikos die Helden begrüsste. „Kyzikos selber,“ heisst es beim Apollonios (I. v. 961 u. ff.), „eilte hinaus“, als die Dolionen die Ankunft der Argo erfahren hatten. Sie empfingen die Fremden mit Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit.

„Ja, sie hiessen sie gar in die Näh’ anrudern die Argo,
Um in dem Hafen der Stadt zu befest’gen die Taue des Schiffes.“

Die Helden verliessen darauf das Schiff. Man sieht, wie das Tau am Uferpfahl noch befestigt wird; einer der Dioskuren verlässt eben die Schiffstreppe, aber Iason geht bereits dem Kyzikos entgegen, ihm die Hand entgegen streckend. Carstens hat an Stelle der Schafe, die der König bringt, andere Gastgeschenke gesetzt. Im Texte heisst es weiter:

„Sieh’, den Bedürfenden gab sammt lieblichem Weine der Herrscher
Schafe zugleich; denn ihm ward die Verkündigung, wenn dieser Helden
Göttliche Schaaren dereinst anlandeten, gleich auf der Stelle
Freundlich entgegen zu gehen, an Befehdungen nimmer gedenkend.“





Tafel 9. Der Kampf mit den Riesen.

Der Hergang dieses Kampfes, der vom Apollonios (I. v. 989 u. ff.) erzählt wird, leidet an einigen Unklarheiten. Das Folgende scheint das Wesentliche und Sichere zu sein. Nach der Begegnung mit Kyzikos war ein Theil der Helden auf den Berg Dindymos gestiegen, um Meer und Küste für ihre weitere Fahrt auszuspähen, während der andere Theil sich schon an Bord begeben und das Schiff aus dem Stadthafen nach dem äusseren Hafen, der Chytos hiess, entfernt hatte. Beim Herabsteigen vom Dindymos wurden nun Jene von gewaltigen Riesen überfallen, und es entspann sich ein hitziger Kampf, der mit dem völligen Siege der Argonauten endete.

„Aber das Erdengeschlecht, seitwärts herstürmend vom Berge,
Sperrte des Chytos Mund, des geräumigen, unten mit Felsen
Gegen das Meer, wie der Jäger umgarnt in dem Lager das Bergwild.
Aber Herakles war mit den jüngeren Männern geblieben,
Welcher sofort, auf das Volk den gekrümmeten Bogen gerichtet,
Auf das Gestad’ hinstreckt’ Unzählige. Aber auch jene
Hoben empor Bruchstücke vom Fels und schleuderten kraftvoll.“

Es scheint nun eine Vereinigung sämmtlicher Helden und danach eine Erneuerung des Kampfes stattgefunden zu haben,

 „bis sie die Riesen,
Die mit Gewalt andrängten, sofort auch sämmtlich gemordet.“

Unter den Kämpfenden erkennt man Herakles mit dem gewaltigen Bogen, dann als Anführer den Iason und seitwärts hinter diesem einen der Dioskuren.

Bei Fernow und im Koch’schen Texte wird die Oertlichkeit das Bärengebirge genannt, in Anknüpfung an den Vers I. 1150 beim Apollonios oder 513 beim Pseudoorpheus. In beiden Stellen wird dieselbe als „die nördlichen Berge“ bezeichnet, woraus denn, mit Bezug auf die nördlichen Sternbilder der beiden Bären, jener Name sich erklärt.




Empfohlene Zitierweise:
Herman Riegel (Hrsg.): Carstens Werke. Dritter Band: Der Argonautenzug. Alphons Dürr, Leipzig 1884, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Carstens_Werke_3._Band_Argonautenzug.pdf/20&oldid=- (Version vom 14.2.2021)