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dann noch anwendbar ist, wenn man den unendlich kleinen Strom ersetzt durch irgend welchen ebenen Strom von beliebigen Dimensionen und beliebiger Gestalt.



§. 48. Das Solenoid und die zugehörigen Definitionen.


     Unter einem Solenoid versteht man bekanntlich ein System unendlich kleiner Stromringe, welche zusammengenommen eine röhrenförmige Fläche bilden. Alle diese Ringe haben einerlei Stromstärke, und die aufeinanderfolgenden eine übereinstimmende Stromrichtung. Die Stromflächen der einzelnen Ringe stehen sämmtlich senkrecht gegen die Axe der röhrenförmigen Fläche; und die Mittelpuncte jener Stromflächen folgen auf einander längs dieser Axe in gleichem, und zwar unendlich kleinem Abstande. — Ob die Ringe kreisförmig oder von complicirterer Gestalt sind, ob ferner die Axe jener röhrenförmigen Fläche eine gerade oder krumme Linie ist, bleibt gleichgültig.

     Axe und Querschnitt des Solenoids. — Darunter sind die Axe und der Querschnitt der röhrenförmigen Fläche zu verstehen; so dass also z. B. der Querschnitt identisch ist mit der Stromfläche des einzelnen Ringes.

     Dichtigkeit des Solenoids. — So pflegt man diejenige Anzahl von Ringen zu nennen, welche sich vorfindet auf der Längeneinheit der Axe. Bezeichnet man also diese Dichtigkeit mit so wird diejenige Zahl von Ringen vorstellen, welche sich vorfindet auf einem Segmente der Solenoidaxe; ebenso wird diejenige Anzahl von Ringen sein, welche vorhanden ist auf einem äusserst kurzen Element jener Axe.

     Positive Richtung der Solenoidaxe. — So pflegt man diejenige Richtung dieser Axe zu nennen, welche markirt wird durch die positiven Normalen der einzelnen Stromringe. Der in einem einzelnen Ringe Liegende und nach dem Mittelpunct dieses Ringes Hinsehende wird die positive Normale des Ringes, und gleichzeitig also auch die positive Richtung der Solenoidaxe andeuten mit ausgestreckter Linken.

     Negativer und positiver Pol. — Darunter sind die beiden Endpuncte der Solenoidaxe zu verstehen, und zwar in der Weise, dass die positive Richtung dieser Axe hinlauft vom negativen zum positiven Pol.

     Die Intensitäten der beiden Pole. — Von den beiden Zahlen[1]


  1. Ich werde die dem Solenoid zugehörigen Grössen durchweg mit Griechischen Buchstaben, z. B. seine Stromstärke mit (Jota) bezeichnen.
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Carl Gottfried Neumann: Die elektrischen Kräfte. Leipzig 1873, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Carl_Gottfried_Neumann_-_Die_elektrischen_Kr%C3%A4fte_270.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)