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zu einem großen Bilde gestaltete, für das er durch seine historischen Studien den Hintergrund in der durch leidenschaftliche Kämpfe der politischen und wissenschaftlichen Parteien zerwühlten Geschichte der Republik Bologna fand, auf welchem er die Personen der ihm vorschwebenden Dichtung, in jene Zeit zurückversetzt, als Handelnde auftreten lassen konnte, wodurch das in ihm Gestaltete den romantischen Charakter erhielt.

Ursprünglich wollte er das Epos benennen: „Das wundertätige Bild unserer lieben Frau von den Rosen, wie auch die Erfindung des hl. Rosenkranzes“. (Bf. an Arnim vom 15. Februar 1805, Steig I., S. 131.) Da er das Epos nicht vollendet hat, können wir nicht wissen, wie er es nach der Vollendung genannt haben würde. Insoweit es vollendet ist, und nach dem auf uns gekommenen Plane des unvollendet Gebliebenen, würde dieser Titel vollständig passen, und man kann schon aus ihm entnehmen, daß die Idee des Ganzen dem Dichter von vornherein abgerundet vorschwebte. Bei dem Worte „Erfindung des hl. Rosenkranzes“ darf man natürlich nicht denken, Brentano habe an die Erfindung des Betens unter Benutzung einer Rosenkranz genannten Perlenschnur gedacht, die weit älter ist als die von ihm gemeinte Einführung der fünfzehn Geheimnisse in den Laienpsalter, wie er selbst ja, schon ehe es in seiner Dichtung zu dieser Erfindung kommt, einen Rosenkranz in der Hand eines Bettlers erwähnt. (R. 16, Str. 10.) – Brentano hat selbst im Brief an Runge vom 21. Januar 1810 die Dichtung mit dem 2. Teil des langen Titels „Erfindung des Rosenkranzes“ (G. S. 9, S. 140) und in späterer Korrespondenz meist nur „die Romanzen“ genannt; andere, die an ihn oder Dritte von denselben schreiben, nennen sie kurz ebenso oder „die bekannten Romanzen“. Böhmer, welcher die erste Reinschrift derselben im Jahre 1825 anfertigte, überschrieb diese mit dem abgekürzten Titel „Romanzen vom Rosenkranze“, den nun auch Clemens selber in seinem Briefe an Böhmer vom 15. Januar 1837 (G. S. 9. 354) annahm. Unter diesem

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Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_A_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)