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Nun der Konsul, dieser Irrung
Ersten Anlaß zu erfragen.

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So erhöhet aus der Menge

Sieht er Apo und Biondetten,
Rings in wogendem Gedränge,
Vor dem Pöbel kaum zu retten.

Und er rufet: „Stille! Stille!

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Um das Heil der Republik!“

Endlich sieget dann sein Wille,
Und er spricht mit strengem Blick:

„Wer hat unsern Zug zerrissen?
Vor uns ruht des Todes Friede,

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Fromm geschmückt, auf schwarzen Kissen,

Und die Seele ist geschieden.

Und ich seh am Arm des Weisen
Hier mit unverschämter Stirne
Unser frommes Fest zerreißen

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Eine sündlich bunte Dirne.


Welch ein Blick, von dieser Leiche
Zu dem frechen Weib getragen!
Brücke zu des Teufels Reiche
Aus des Himmels Tor geschlagen!

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Was verlangst du hier, Apone?

Bist in Wahnsinn du gefallen?
Trittst du so einher zum Hohne
Dir alleinig, oder allen?“

Und Apone ihm erwidert:

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„Spreche, Konsul, nicht so gröblich;

Rede, die mich hier erniedert,
Ist nicht ziemlich dir und löblich.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_375.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)