Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 373.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

So beschlossen und vermehrten
Sie das prächtige Geleit.

625
Und so schlingt der Zug der Trauer

Sich durch lange Straßen hin
Und ergießt sich durch die Schauer,
Aber alle ehren ihn.

Doch dort auf des Marktes Mitte

630
Ist ein heftiges Bewegen,

Alles wendet seine Schritte
Einem neuen Bild entgegen.

Als der Sarg zur Stelle schreitet,
Trat zum Zuge her Apone

635
Mit Biondetten, frech gekleidet,

Dicht zum armen Jacopone.

Und ein wunderbar Entsetzen
Bricht durch alle, die sie sahn
So, mit frechem Zuchtverletzen,

640
Sich der frommen Leiche nahn.


Und der ganze Zug sich hemmte;
Es entstehet ein Gedränge;
„Weg mit diesem Purpurhemde!“
Schreit empört die rege Menge.

645
Doch will keiner sie ergreifen,

Weil sie so satanisch gleißet,
Und wo ihre Augen schweifen,
Alle Sinne sie zerreißet.

In den Wogen ihres Busens

650
Alle Sünder untertauchen,

Und wie Schlangenhaar Medusens
Ihre Locken Schrecken hauchen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_373.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)