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Ach! sie kennen nicht das Scheiden,
Freuen sich des Rosenkranzes

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Und des Rocks von Samt und Seiden

Und des Diamantenglanzes.

Doch Bolognas Heereswagen
Mit gedämpftem Hörnerklang,
Ihren Leib zur Gruft zu tragen,

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Durch die Kinderschar herdrang.


Und den Sarg hinan zu heben
Zaudern noch die ernsten Ritter,
Sich die Hand dazu zu geben
Ist ihr innrer Groll zu bitter.

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Als der Konsul dies ersehen,

Fürchtet Störung er der Ruhe
Und beginnt umher zu spähen,
Wer erheben soll die Truhe.

Sieh, da naht mit Flötenschalle

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Ernst der Zug sich der Studenten,

Jeder Nation Marschalle
Sich heran zum Sarge wenden.

Jene, die sie nach dem Brande
Heimgetragen mit Verehren,

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Nahn dem Konsul als Gesandte,

Schwarz, mit langen Trauerflören.

Und da sie das Zögern sahen
Und des Konsuls Wink empfingen,
Barhaupt sie dem Sarge nahen,

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Fassen an den goldnen Ringen.


Heben ihn mit guter Sitte
Auf den hohen Trauerwagen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_368.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)