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Durch Kleinode kommt der Kleinen
Bald das lustge Fleisch zu Wort!“

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Einen Schrein voll Edelsteinen

Und von goldnen Ringen voll
Bringt der Meister, daraus einen
Sich die Braut erwählen soll.

Gierig nun den Schatz durchschweifet

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Wild ihr Aug, das dunkel rollt,

Heftig zuckt die Hand und greifet
Einen Siegelring von Gold.

Und als wollt sie ihn zerbeißen,
Zuckt sie ihn zum Mund empor,

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Apo wollt ihn ihr entreißen,

Doch verschlang sie ihn zuvor.

Und nun spricht sie: „Herr, die, Deine
Bin ich nun, wie du gewollt:
Vor dem Volke und alleine

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Dien ich dir um dieses Gold.


Dieses Ringlein auf der Reise
König Pharao verlor,
In dem Roten Meer zur Speise
Sichs ein geizger Hecht erkor.

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König Pharao, dem Weisen,

Setzt der Koch den Fisch einst vor;
Als er wollt den Hecht verspeisen,
Kam das Ringlein blank hervor.

In dem Bette seiner Weiber

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Kam es wieder ihm davon,

Ein ägyptscher Eselstreiber
Trug es dann als süßen Lohn.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_343.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)