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Apo spricht: „Hinüberschleiche,
Wo die Jungfrau hat gewohnt,

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Und mir schnell den Schlüssel reiche,

Daß ihr Leib mir bleibt verschont!“

„Ei, dies mag dir leicht wohl scheinen!“
Sagt der Hund, „bedenke doch,
Was die Frau dazu wird meinen,

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Die da steht am Brunnen noch.


Gehe selbst, mein kluger Meister,
Du vielleicht trägst ihn davon,
Doch wir andern jüdschen Geister
Feiern jetzt den Sabbat schon.“

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Apo geht. – Zum toten Leibe

Spricht der Hund: „Verdammter Spott,
Nicht zum Manne, nicht zum Weibe,
Hast du mich erschaffen, Gott!

Diese Puppe zu zerreißen,

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Scheut sich der gelehrte Tor,

Und sieht das geweihte Eisen
Wie die Kuh das neue Tor.

Mensch, um zweie nur beneidet
Dich der Teufel: um den Tod

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Und die Lust, die dir bereitet,

Als sie dir den Apfel bot.

Als du ihn mit ihr geteilet,
Warfst du ab des Lebens Joch;
Mir, der ewig sich langweilet,

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Ließ der Zimmermann kein Loch.


Allen Quark muß ich beneiden
Und bin allen Quarkes Gott;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_338.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)