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Da in wenigen Minuten
Schon mein kurzes Reich vorbei?“

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Durch das Basiliskenei

Bringet Apo sie zur Ruhe,
Und die Taube, schnabelzuckend,
Pickt die Schale schnell hinunter.

Sarabot das Weiße schlucket,

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Und das Gelbe zum Genusse

Reicht er, nebst dem Hahnenpunkte,
Hin dem klaren Geisterweib.

Und daß nicht vergessen bleib
Auch die Zauberblume duftend,

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Stürzet sie die Schalenkuppe

Über sie gleich einem Hute.

Apo spricht: „Es fehlt am Trunke;
Ach! ein Fäßlein süßen Blutes
Hatt ich halb heraufgewunden,

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Als der Strick mir tückisch reißt.


Mir hat Samael, der Geist,
Nicht gehalten, was bedungen,
Hat sich los von mir gerungen
Und gen Morgen hingeschwungen!“

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„Und wo ruht der Most jetzunder?“

Fragt der König. „Herr, er ruhet
Unter jenem kühlen Brunnen,
Wo die Sabbatgöttin weilt.

Wollt ihr trinken, o so eilt,

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Weil er jetzo gärend sprudelt,

Da der Venusstern noch funkelt
Bis zur mitternächtgen Stunde.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)