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Klar, kristallen scheint ihr Leib;
Aus der Locken tiefem Dunkel

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Blicken ihre Augen funkelnd,

Kalt und lachend und betrunken.

Wie der Zug um Apo rundet,
Spricht zu ihm der König murrend:
„Trocken ist mir meine Zunge,

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Wer ists, der den Becher reicht?“


Und von dem Kamele steigt
Zürnend er, und mit dem Fuße
Stampft er, daß der Turm im Grunde
Schwanket wie ein Schiff im Sturme.

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Und gekrümmt gleich einem Wurme

Beugt sich in des Zirkels Runde
Apo, dunkle Worte summend,
Bis das Schwanken ging vorbei.

Und mit einem lauten Schrei

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Klagt das Geisterweib: „Mich dürstet!“

Fragt die Taube nach dem Trunke,
Sprach: „Mich dürstet!“ auch die Blume.

Und Apone sprach ermutet:
„Besser wär es, wenn ihr ruhtet,

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Von der Eile so durchglutet

Kann der Trunk euch schädlich sein.

Saget erst, nach welchem Wein
Also heftig euch gelustet,
Daß ihr also schreien mußtet?“

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Und sie schrieen all: „Nach Blute!“ –


„Warum hast du, böser Bube,“
Spricht der König, „mich gerufen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_323.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)