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Sind mir andre noch gebunden,
Ist der Weber gleich verschwunden.“

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Nun nimmt aus des Turmes Kuppel

Er die giftig grüne Kugel,
Öffnet sie. Ach! nackend ruhet
Drin ein wächsern Jungfräulein.

Goldner Haare süßer Schein

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Fließt ihm von den zarten Schultern,

Türkis sind die Äuglein funkelnd,
Ein Rubin lacht auf dem Munde.

Recht für Engel ein Puppe!
Zwei Rubinen trägt der Busen,

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Überm Herzen ihm figuret

Ist ein goldnes Röselein.

Einen roten Faden fein
Schlingt ihm Apo um den runden
Hals und stellt das kleine Wunder

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In den Kreis zum Zauberplunder.


Und er betet still mit Murren
In des Zirkels mächtger Runde,
Zieht mit bösen Bannes Zuge
Fremde Gäste in den Kreis.

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In das zauberische Gleis

Zieht daher, mit fremdem Schmucke,
Stolz auf des Kameles Buckel,
Sarabot, mit seinem Zuge.

Ihm folgt eine Blume, duftend,

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Eine Taube, zärtlich murrend,

Dann, wie Sterne rein und funkelnd,
Nackt ein freundlich Geisterweib.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_322.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)